Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist in der Tat eine ernsthafte Debatte; es ist in der Tat eine wichtige Frage. Und in der Tat: Etwas, wo wir uns, glaube ich, alle einig sind, ist, dass die Würde jedes einzelnen Menschen unbedingt gewahrt werden muss. Deswegen bitte ich die Ampel wirklich von Herzen, dass sie in einer so wichtigen Frage Experten nicht nur zu Wort kommen lässt, sondern vielleicht auch mal dem ein oder anderen zuhört und danach handelt. Wir hätten heute viel zu besprechen zu den Themen „Frauenschutzräume“, „Wettkämpfe“, „Gendermedizin“ etc. Aber ich möchte mich auf einen Punkt fokussieren, nämlich auf das Thema „Kinder und Jugendliche“. Warum? Weil Kinder und Jugendliche eine wirklich wahnsinnig vulnerable Gruppe sind, weil Jugendliche gerade in der Pubertät sehr unsicher sind und weil Jugendliche sich oft nicht verstanden fühlen. Ich bitte Sie alle jetzt mal, sich noch mal selber in Ihre eigene Jugend zurückzuversetzen, in Ihr 12-jähriges, Ihr 13-jähriges, Ihr 14-jähriges Ich. Ich kenne keinen Jugendlichen, ich kenne kein Kind, das komplett mit sich zufrieden ist. Bei den Mädchen ist es so: Entweder man bekommt seine Tage oder nicht. In beiden Fällen ist man unglücklich. Dazu kommt dann plötzlich: Hat man Freunde, oder hat man keine Freunde? Klappt alles in der Schule, oder klappt nicht alles in der Schule? Da ist eine tiefe Verunsicherung, und man ist mit sich und der Welt unzufrieden. Und in dieser Phase stellen wir dann Kindern und Jugendlichen die Frage: Fühlst du dich eigentlich im richtigen Körper? – Natürlich wird die Frage beispielsweise auf Social Media oft gestellt, von denjenigen, die einfach so Beratungen machen, von Influencern, die euphorisch von einer Angleichung berichten. Wenn man sich Studien anschaut – ich nehme nur mal eine Studie aus Schweden, die festgestellt hat, dass sich in den letzten zehn Jahren die Diagnosehäufigkeit um 1 500 Prozent erhöht hat –, dann sieht man, dass das einfach nicht den Tatsachen entspricht, sondern dass es eben Einflüsse von außen gibt. Deswegen sagen wir: Es kann doch nicht sein, dass 10-Jährige, 12-Jährige, 14-Jährige ohne Unterstützung von Experten bei lebensentscheidenden Fragen alleingelassen werden. Es kann nicht sein, dass wir Eltern dann plötzlich ihr Elternrecht absprechen, weil wir sagen: Elternwille zählt nicht mehr. Gerichte werden entscheiden. – Auch Mediziner, die sich täglich Menschen mit Geschlechtsdysphorie widmen, sagen: Es gibt mittlerweile bei den Eltern, auch durch Medien beeinflusst, eine Überidentifikation mit der Transidentität ihrer Kinder. In den meisten Fällen söhnen diese Kinder, diese Jugendlichen sich später wieder mit ihrem eigenen Geschlecht aus. Deswegen sage ich: Würde, ja, völlig d’accord! Aber mit diesem Gesetzentwurf für 83 Millionen Deutsche, von denen eine ganz kleine Minderheit, die wir mit Wertschätzung und mit Würde behandeln, betroffen ist, überreagieren Sie einfach und gehen nicht auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ein. Wir sagen: Beratungspflicht beibehalten – nicht aus Bevormundung, sondern wirklich aus Fürsorge. Ich darf Sie bitten, auf unsere Bedenken auch einzugehen und das nicht einfach wegzuwischen oder uns irgendetwas zu unterstellen – im Sinne der Kinder und der Jugendlichen. Ganz herzlichen Dank.