Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Man kann es nicht oft genug wiederholen: Das Deutschlandticket ist wahrlich ein Erfolgsmodell und eine Revolution für den öffentlichen Nahverkehr. – Wir haben schon bald 11 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten des Tickets; Tendenz steigend. Zum ersten Mal überhaupt ist der Bund mit diesem Ticket in die Finanzierung eines Tarifs im öffentlichen Nahverkehr eingestiegen – auch daran muss man vielleicht noch mal erinnern –, und zwar mit beträchtlichen Mitteln. Auch wenn wir uns von der Ministerpräsidentenkonferenz vielleicht noch mehr erhofft hätten, bleibt dennoch festzuhalten, dass an der hälftigen Finanzierung von Bund und Land festgehalten wird und eine Zusage besteht, sie auch im nächsten Jahr fortzusetzen. Mit diesem Ergebnis kann man weiterarbeiten. Wie verhelfen wir also dem Deutschlandticket zu mehr Durchschlagskraft? Ich glaube, das ist die Frage, mit der wir uns jetzt vorrangig beschäftigen sollten. Jetzt sind erst mal die Verkehrsminister der Länder am Zug, ein Konzept zu erarbeiten, wie das Ganze fortgesetzt und auch finanziert werden kann. Aber noch mal: Es gibt von der besagten Ministerpräsidentenkonferenz einen klaren Beschluss, ein Commitment zur hälftigen Finanzierung und sogar einen Beschluss zur Übertragung der in diesem Jahr nicht verausgabten Mittel ins nächste Jahr, was uns tatsächlich Raum und Luft gibt, mal die Frage in den Mittelpunkt zu rücken: Wie können wir mehr Nutzerinnen und Nutzer für das Deutschlandticket gewinnen? Ich wünsche mir einfach sehr, dass wir die Debatte stärker in diese Richtung verlagern. Es hilft nämlich nicht, permanent auf Grundlage von noch nicht vorhandenen Zahlen Spekulationen über potenzielle Verluste, die es vielleicht gibt oder auch nicht, anzustellen sowie darüber, was das dann für die Finanzierung und für den Preis des Tickets bedeutet. Wir haben heute de facto einfach nicht die Zahlen, die uns wirklich belegen, ob es überhaupt zu Verlusten kommen wird und wie hoch sie möglicherweise sind. Deswegen macht es aus meiner Sicht wirklich mehr Sinn, sich der Frage zu widmen, wie wir das Ticket noch attraktiver machen können. Und alle können einen Beitrag dazu leisten, dass wir diese Debatte konstruktiv führen. Zuallererst gilt es meiner Meinung nach, die Frage zu beantworten: Wie verfahren wir mit den Studierenden? Da ist es tatsächlich so, dass viele der Solidarmodelle nach den jetzigen Vorgaben nicht mehr funktionieren, teilweise schon aufgegeben wurden und infrage gestellt werden. Deswegen ist es sehr dringlich, dass wir diese Frage lösen. Das ist nicht nur ein Problem, sondern auch eine Chance; denn wir können über 2 Millionen Studierende in das System des Deutschlandtickets integrieren. Das sind 2 Millionen neue Kundinnen und Kunden. Und Studierende werden irgendwann auch Absolventinnen und Absolventen sein und sich möglicherweise dann dazu entscheiden, das Deutschlandticket zum vollen Preis und nicht mehr zum ermäßigten Preis für Studierende zu erwerben, weil sie sich an das wirklich hervorragende Angebot – ein Ticket für das ganze Land – gewöhnt haben. Diese Chance sollten wir nicht aus der Hand geben. Ich erwarte vom Bund, sich da stärker zu engagieren und gemeinsam mit den Ländern eine Lösung zu erarbeiten. Wir sind hoffnungsvoll, dass eine Lösung gefunden werden kann, die aufkommensneutral ist und allen Studierenden mehr Mobilität ermöglicht. Mobilität ist in dem Fall ein wichtiger Teil von Bildungsgerechtigkeit. Im Zusammenhang mit der Frage, wie wir den ÖPNV insgesamt attraktiver machen können, muss der Ausbau- und Modernisierungspakt adressiert werden. Er muss jetzt endlich mal vorangebracht werden. Dabei geht es um die Frage: Wie können wir die Angebote des öffentlichen Nahverkehrs digitaler, schlanker, effizienter machen? Mein Verkehrsverbund Rhein-Neckar hat – Stand jetzt – neun Apps im App-Store, die teilweise verschiedene, teilweise dieselben Angebote abbilden. Ich denke, bei der Digitalisierung besteht noch Potenzial, nicht nur, um Kosten zu sparen, sondern auch, um insgesamt kundenfreundlicher zu werden. Insofern nehme ich Kritik gerne an, erwarte aber, dass alle ihre Hausaufgaben machen, um den öffentlichen Nahverkehr effizienter und attraktiver zu machen. Der Bund wird seinen Beitrag leisten; da bin ich sicher. Wir als SPD stehen klar zum Deutschlandticket als 49-Euro-Ticket. Wir glauben, dass dieser Preis zu halten ist, wenn wir genug neue Nutzerinnen und Nutzer gewinnen. Wenn wir uns jetzt prioritär der Frage eines Tickets für Studierende widmen, werden wir diesem wirklich großartigen Erfolgsprojekt dieser Regierung zu weiterem Erfolg verhelfen. Vielen Dank.