Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer! Grundsätzlich sind wir ja der Meinung, dass wir Menschen der heutigen Zeit ein Ergebnis der Evolution sind, dass wir immer schlauer werden, kluge Erfindungen machen und damit das Leben besser, einfacher und nachhaltiger gestalten. Wenn wir uns aber mit dem Thema Verpackungen beschäftigen, dann kann man daran manchmal schon etwas zweifeln. Nehmen wir doch einfach mal eine handelsübliche Pralinenschachtel her. In Vorfreude auf den süßen Genuss legen Sie sich diese bunte Schachtel in den Einkaufswagen. Und zu Hause angekommen machen Sie sich dann daran, die Verpackung zu öffnen. Kurzer Spoiler vorweg: Bis Sie die Schachtel geöffnet haben, haben Sie sich wahrlich die Pralinen verdient. Warum? Schritt eins. Das erste Hindernis: eine Zellophanfolie um die Pralinenschachtel. Mit etwas Glück ist da eine kleine Sollbruchstelle, so ein kleiner roter Plastikstreifen. Wenn Sie den zufälligerweise gefunden haben, ziehen Sie an dem, und in aller Regel reißt der dann ab. Das heißt: Sie sind dann genauso weit wie vorher, haben aber immerhin schon das erste Stück Mikroplastik produziert. Herzlichen Glückwunsch! Schritt zwei. Sie versuchen eine alternative Öffnungsmethode. Leichter Vorteil für Personen mit langen Fingernägeln; die können nämlich versuchen, die Folie zu perforieren und den Rest irgendwie mit Gewalt aufzureißen. Spätestens nach dem ersten kleinen Wutausbruch haben Sie es geschafft. Sie sind der süßen Versuchung einen Schritt näher gekommen. Ab jetzt könnte es einfach werden. Tut es aber nicht. Schritt drei. Die zweiteilige Pappschachtel ist nicht etwa durch Anheben des Deckels zu öffnen. Nein, sie ist mit kleinen Klebestreifen versiegelt. Erst müssen diese überwunden werden, und es sind die nächsten Fetzen Mikroplastik produziert. Aber bald ist es geschafft. Schritt vier. Entnehmen Sie nun die aus Kunststoff bestehende Druckdämmungsplatte, um der Pralinen ansichtig zu werden. Das nächste Stück Müll ist da. Schritt fünf. Die süße Kost ist nicht etwa verzehrfertig aus dem vorgestanzten Plastikinlay herauszugreifen. Nein, die Pralinen sind einzeln in Aluminiumfolie verpackt und befinden sich zusätzlich noch in einem kleinen Papierkränzchen. Die beiden sind miteinander verklebt, sodass Sie beim Öffnen der Praline einen Zweikomponentenmüll erhalten haben. Viel Spaß damit! Schritt sechs. Meinen Glückwunsch zu Ihrer ersten mundgerecht ausgepackten Praline! Ihr Wohnzimmertisch sieht jetzt aus wie die reinste Müllhalde. Und: Sie haben jetzt was für den gelben Sack, was für den Restmüll, was für die Papiertonne und, wenn die Pralinen nicht schmecken, sogar was für die Biotonne. So macht Mülltrennung Spaß, meine Damen und Herren! – Das ist also das Produkt unserer Evolution bei Verpackungen. Richtig lustig wird es aber erst, wenn wir uns anschauen, wo wir herkamen. Blicken wir nur beispielhaft auf die Banane. Die Banane verfügt über eine Sollbruchstelle an der Spitze und eine perforierte Schale, die durch einfaches Abziehen gleichmäßig die zu verzehrende Frucht freilegt. Nach dem Verzehr haben Sie einen Einkomponenten-, biologisch vollständig abbaubaren Verpackungsmüll. So einfach kann Verpackung sein, meine Damen und Herren. Dieser kleine Exkurs soll aufzeigen, dass es richtig ist, dass sich die Europäische Kommission im Rahmen des Green Deals mehrere Reformen im Abfall- und Verpackungsbereich auf die Fahnen geschrieben hat. Pro Kopf soll weniger Abfall produziert werden. Verpackungen sollen zukünftig recycelbar sein. Wir bitten die Bundesregierung mit unserem Antrag, sich in dieses Verfahren etwas aktiver einzuschalten, um Fehlentwicklungen zu verhindern. Wir bitten um unbürokratische Regelungen; denken Sie an die kleinen und mittleren Unternehmen. Erhalten Sie auch bitte die bei uns existierenden und gut funktionierenden Rücknahmesysteme. Passen Sie bitte auf, dass es nicht zu einem Ausweichverhalten hin zu unreglementierten Einwegverpackungen kommt. Und gehen Sie bitte den Einsatz von Recyclingmaterial gerade bei Lebensmittelverpackungen etwas vorsichtiger an. – Das sind nur ein paar unserer Vorschläge aus dem vorliegenden Antrag. Unsere Zielsetzung ist aber insgesamt eine gemeinsame: Wir wollen weniger Verpackungsmüll. Und wir sehen: Manchmal ist Evolution, manchmal ist Fortschritt eben auch, zwischendurch einen korrigierenden halben Schritt zurückzugehen. Nehmen wir uns ein Beispiel an der Bananenschale, meine Damen und Herren. Vielen Dank.