Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Kollegen von der Unionsfraktion, inhaltlich haben Sie einen Antrag vorgelegt, der in sehr vielen Punkten richtig und gut ist und viel Wichtiges adressiert; daran ist nichts völlig falsch. Das, was mich an Ihrem Antrag stört, ist ein bisschen der Nölton, den Sie da hineinbringen. Es war ja gut, dass wir 2020 die Nationale Wasserstoffstrategie beschlossen haben. Sie hätte schon früher kommen können; das muss man heute mal sagen. Und es waren auch einige Schwächen darin. Es waren doch wir, die Ihre Ziele von 5 auf 10 Gigawatt Elektrolyseleistung angehoben haben, als Sie noch über 3 oder 5 Gigawatt diskutiert haben. Jetzt, Kollege Jung, fordern Sie alle Farben des Regenbogens. Das ist richtig. Aber es war ein hartes Stück Arbeit, diese Farben in Ihre Strategie hineinzuschreiben; die waren bei Ihnen nämlich gar nicht drin. Ich bin auch dafür offen, diese Diskussion weiterzuführen. Vielleicht sollten wir auch von der Farbendiskussion ganz wegkommen und stattdessen die Diskussion um den CO2-Footprint in den Vordergrund rücken, was ein Fortschritt in der Wasserstoffstrategie wäre. Aber ich wundere mich, dass Sie vom „grünen Saulus 2020“ jetzt zum „bunten Paulus 2023“ werden, wo wir das doch gemacht haben. Die wirklichen Probleme des Wasserstoffhochlaufs, den wir jetzt haben, adressieren Sie nur am Rand. Das ist doch die europäische Regulatorik. Das ist der Wettbewerb der Wirtschaftsräume. Das ist das, was die Amerikaner mit ihrem Inflation Reduction Act an Pragmatismus vorgelegt haben, wo wir schauen müssen, dass wir jetzt hinterherkommen. Wir sind sehr gespannt, was jetzt von der Europäischen Kommission kommt, in der Frage der Gebäudewärme, vielleicht auch beim Lieferkettengesetz oder in Fragen der Chemie. Die per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, die PFAS, brauchen wir dringend für die Elektrolyseure. Ich würde mich freuen, wenn Sie mit Ursula von der Leyen sprechen, damit wir in diesem Punkt vorankommen. Es ist gut, dass wir hier im Plenum über Wasserstoff sprechen. Das sollten wir mehr tun. Der Kollege Andreas Rimkus hat uns allen die Hand ausgestreckt; ich nehme sie gerne an und schließe auch an, dass wir weiter darüber sprechen. Ich nehme auch gerne Diskussionspunkte aus Ihrem Antrag auf, über die wir als Nächstes sprechen müssen. Da ist die Frage einer strategischen Wasserstoffreserve. Darüber müssen wir nachdenken. Es hat uns in den letzten Jahren schwer gestresst, dass wir solche Reserven nicht haben. Es war übrigens ein Learning aus der Energiekrise der 1970er-Jahre, dass wir eine strategische Ölreserve aufgebaut haben. Angesichts der Gaskrise nach dem russischen Erpressungsversuch müssen wir jetzt darüber nachdenken, wie wir eine strategische erneuerbare Energiereserve für Deutschland und Europa schaffen. Auch die Kohlenstoffkreislaufwirtschaft, die Sie ansprechen, ist ein wichtiger Punkt, über den wir sprechen müssen. Wir müssen abkommen von der Vorstellung, dass Wasserstoff nur Energie ist. Wasserstoff ist auch ein Baustein, ein ganz wichtiger Stoff im künftigen Umfeld der chemischen Industrie. Da müssen wir schauen, wie die Kohlenstoffmoleküle weiter in den Kreislauf kommen, weil wir auch da künftig keine Lieferkettenprobleme erzeugen und unsere chemische Industrie schützen wollen. Das sind ganz wichtige Fragen, die übrigens – das sage ich jetzt ausdrücklich als Innovationsbeauftragter „Grüner Wasserstoff“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung – in unserem Projekt Carbon2Chem auch schon deutlich adressiert werden. Sie wollen einen jährlichen Bericht im Bundestag. Vor diesem jährlichen Bericht braucht sich die Ampel nicht zu scheuen. Ich bin gerne bereit, jedes Jahr darüber zu sprechen, weil wir dringend einen Fortschritt in diesen Fragen brauchen. Vielen Dank.