Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sprechen hier heute nun in der finalen Beratung über die deutliche Erhöhung der Mittel für den Zentralrat der Juden. Wer hätte zum Zeitpunkt der ersten Lesung dieses Gesetzentwurfes gedacht, wie schnell uns die antisemitische Realität und der brutale Hass auf Juden und Jüdinnen sowohl in Israel als auch hier in unserem Land einholen würden? Die Bilder der vergangenen Tage von den unvorstellbaren Grausamkeiten der Hamas, die fanatischen Aufmärsche von Terrorunterstützern in europäischen Städten und Davidsterne hier in Berlin an den Haustüren machen mich fassungslos. Es ist unser aller Verantwortung, solchen Taten sowie dem öffentlichen Bekunden von Mord und Barbarei gegenüber Jüdinnen und Juden sowie dem Staate Israel mit aller Entschlossenheit entgegenzutreten und diesen mit der vollen Härte des Rechtsstaates zu begegnen. Jüdinnen und Juden sollen im Jahre 2023 stolz sein auf ihre Tradition und auf das Bestehen ihrer Religion in über 1 700 Jahren in Deutschland. Es macht mich krank, wenn aktuell die Sicherheit unserer jüdischen Mitmenschen in unserem Land derart gefährdet ist. Und dass im Nachgang zum terroristischen Überfall der Hamas auf Israel hier in Deutschland israelische Kindergärten, Schulen und Begegnungsstätten geschlossen bleiben, weil man Angst vor Übergriffen hat, zeigt, dass wir in unserem Land sehr schnell so einiges zu überdenken haben. Viel zu lange waren wir zu tolerant gegenüber Intoleranz. Über viele Jahre hat man hier einfach die Augen verschlossen. Ich glaube, diese Fehleinschätzung ist uns allen in den letzten Tagen sehr deutlich vor Augen geführt worden, als es besonders die Milli Görüs oder die DITIB oder auch der Zentralrat der Muslime klar verpasst haben, sich von Terror und Hass zu distanzieren. Damit verlieren sie auch leider die Legitimation, hier in Deutschland als Partner im Diskurs zu dienen. Die Feinde Israels sind auch unsere Gegner. Ich bin sehr froh, dass wir als FDP am Montag einen eindeutigen Präsidiumsbeschluss gefasst haben, der unmissverständlich klarmacht, dass in diesem Land Schluss sein muss mit Rabatt auf Antisemitismus und Hass und dass Gelder, Mitspracherecht und Einfluss bei Themen wie Religionsunterricht von gewissen Verbänden und Strömungen dringend intensiv geprüft werden müssen. Auch von Moscheen, Koranschulen und Vereinen in Deutschland muss die Pflicht eingefordert werden, das Existenzrecht Israels als deutsche Staatsräson anzuerkennen. Von daher war die Mittelerhöhung an den Zentralrat ein extrem wichtiges Zeichen für ein florierendes und dringend weiter zu stärkendes jüdisches Leben in Deutschland – wofür in meinen Augen ganz besonders ein Projekt steht: das Projekt rund um die Jüdische Akademie in Frankfurt am Main. Allein die Tatsache, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass im Land der Shoah, in Deutschland, überhaupt wieder Rabbinerinnen und Rabbiner ausgebildet werden, das erfüllt uns alle, das erfüllt mich mit großer Glückseligkeit und Freude, und darauf muss aufgebaut werden. Eine Erhöhung der Mittel für den Zentralrat der Juden muss aber auch eine entsprechend auskömmliche Abbildung des liberalen Judentums im innerjüdischen Spektrum sicherstellen. Denn auch hier bringt Vielfalt eine Mehrheit. Vielen Dank.