Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Antrag von der AfD zu den Gefahren der Genderideologie, der hier vorliegt, ist, kurz gesprochen, ein Sammelsurium von verschiedenen Themen, über die es sich vielleicht im Einzelnen zu reden lohnt,
Na, dann los!)
aber dann bitte fundiert, dann bitte mit einer fundierten Begründung und auch mit Verwendung der Literatur, die als Referenzen angegeben werden; kurz: fundiert!
Um was geht es in diesem Antrag? Es geht in diesem Antrag um das Thema „Genderstudies als Teil der Wissenschaft“. Das erkennt die AfD den Genderstudies ab.
Absolut!)
Das heißt also, Forschung über die Rolle des Geschlechts in bestimmten Bereichen unseres Lebens – sei es auf dem Arbeitsmarkt, sei es bei Kriminalität, sei es bei anderen Themen – wird zur Seite gekehrt.
Jetzt wurde aber vor gar nicht langer Zeit, nämlich am 9. Oktober, der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen. Diesen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften – die höchste erreichbare Auszeichnung in den Wirtschaftswissenschaften – bekam Claudia Goldin für ihre Arbeit über Arbeitsmarktforschung und insbesondere natürlich zu dem Thema „Welche Rolle spielt das Geschlecht für die Position, die ich letztendlich im Arbeitsmarkt erreiche, dafür, welche Gehälter ich bekomme etc.?“. Sollen wir solche Forschung als ideologisch verdammen?
Zuruf von der LINKEN: Nö!)
Ist das das, was wir wollen?
Nein. Es ist eine Erweiterung unserer Erkenntnisse über Zusammenhänge in unserer Gesellschaft.
Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN
Zuruf von der AfD)
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen – ich habe das bei diesem Thema schon häufiger getan –: Erkenntnisgewinn durch die Wissenschaft bringt manchmal Erkenntnisse hervor, die einem nicht ins Weltbild passen.
Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Denn Wissenschaft heißt „Wissenschaft“, weil Wissenschaft Wissen schafft. Das sollte man letztendlich beherzigen. Das ist auch die Botschaft insbesondere an das junge Publikum hier oben auf den Tribünen. Es wäre richtig, wenn wir einmal darüber diskutieren würden: „Wie können wir die Forschung da voranbringen?“, und nicht pauschalisierend Dinge verdammen.
Das andere ist die Frage: Wie gehen wir mit dem Thema Geschlechter/Geschlechterdefinition in Schulen um? Es geht natürlich auch darum, junge Menschen darauf hinzuweisen, welche verschiedenen Formen des Geschlechts es gibt.
Zwei!)
Das heißt nicht, dass man sagt: „Ihr müsst es so, so oder so machen.“ Ich habe das bei meinen Kindern in der Schule nicht erlebt, dass ihnen das gesagt worden ist. Auf solche Gedanken kommen vielleicht nur Menschen, die das gerne tun. Tatsächlich geht es darum, junge Menschen mit dem Spektrum vertraut zu machen,
Welchem Spektrum?)
um ihnen dann nach Selbstreflexion eine Entscheidung zu überlassen.
XY, XX
so einfach ist das!)
Und natürlich ist jeder von uns zu einer altersadäquaten Darstellung bereit.
Abg. Dr. Götz Frömming [AfD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)
Erlauben Sie die Zwischenfrage?
Nein.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Schade!)
Wir werden über den Antrag im Ausschuss noch ausreichend diskutieren.
Zuruf des Abg. Norbert Kleinwächter [AfD])
Und dann ist natürlich die Frage: Wer bestimmt es letztendlich? Jetzt könnte man sich natürlich auf die Position zurückziehen: Bildung ist Länderthema; warum diskutieren wir hier überhaupt darüber?
Zuruf der Abg. Beatrix von Storch [AfD])
Ich möchte den Blick auf einen anderen Punkt lenken. Im Antrag steht zum Beispiel, dass es Vorgaben etwa bei der Studienplangenerierung gebe. Das sind Vorschläge, die Sie da zitieren. Da steht keine Vorschrift drin, dass ein Studiengang nur dann akkreditiert wird, wenn er diese Bedingungen erfüllt. Also, ich habe schon genug Studiengänge konzipiert.
Muss aber lange her sein!)
– So lange ist das nicht her. – Mir hat niemand gesagt: Da muss noch Genderstudies rein, in der VWL.
Der andere Punkt ist: Welche Rolle schreiben Sie den Pädagogen denn zu in Ihrem Antrag?
Und den Pädagoginnen!)
Als ich heute Morgen den Antrag gelesen habe, bin ich etwas nachdenklich geworden. Im Antrag entsteht der Eindruck, dass Lehrkräfte nicht in der Lage sind, frei zu entscheiden. Aber Kollege Kleinwächter hat heute Morgen im Ausschuss, als es um die deutsch-französischen Beziehungen und Sprache ging, gesagt – mit Erlaubnis der Präsidentin ein kurzes Zitat aus dem Ausschuss heute Morgen –: Na ja, wenn Politiker Französischlehrern Tipps für Pädagogik geben
„Didaktik“, habe ich gesagt!)
– Didaktik, ich korrigiere mich; Entschuldigung, Herr Kleinwächter –, Tipps für Didaktik geben, das ist doch eigentlich das, was wir wollen: dass die Fachleute das machen.
Ja! Aber keine Einmischung der Politik!)
Das finde ich aber nicht in dem Antrag.
Vielen Dank.
Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Nächster Redner ist Ruppert Stüwe für die SPD-Fraktion.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)