Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die AfD will heute über die Gefahren von Bildung, Wissenschaft und Kultur sprechen. „Gefahren“, da denkt man: Jetzt muss es ja um ein wirklich ernstes Anliegen gehen, jetzt wird wirklich auf Missstände aufmerksam gemacht. Aber weit gefehlt! Es geht bei der AfD nämlich nicht um das, was Bildung, Wissenschaft und Kultur tatsächlich gefährdet, und da gibt es natürlich einiges, was man erkennt, wenn man mit offenen Augen durch die Welt läuft. Aber darum geht es im Antrag der AfD nicht. Ich finde es zum Beispiel für die Zukunft unserer Gesellschaft wirklich gefährlich, dass die Politik den Fachkräftemangel an den Kitas und Schulen nicht in den Griff bekommt; aber das ist für die AfD nicht das Problem. Mir wird angst und bange um die Wissenschaft, wenn ich sehe, wie mies bezahlt viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind; aber auch darum geht es der AfD nicht. Und dass Kulturschaffende zum Beispiel in hohem Maße von Altersarmut betroffen sind, auch das ist kein Thema, das die AfD als bedrohlich wahrnehmen würde. Ich halte also fest: Um all das, was Bildung, Wissenschaft und Kultur wirklich kaputtmacht, geht es bei der AfD nicht. Stattdessen geht es wieder nur um Ressentiments und um Hass. Und ich muss schon sagen: Es ist wirklich krass, wie sehr und konsequent die AfD an den Problemen dieser Gesellschaft vorbeiredet. Was will jetzt die AfD in ihrem Antrag? Sie will, dass die Geschlechterperspektive aus Bildung, Wissenschaft und Kultur verbannt wird. Sie will, dass den Genderstudies in der Wissenschaft die Fördermittel gestrichen werden. Und sie will, dass im Schulunterricht wieder die traditionellen Geschlechterrollen vermittelt werden. Und jetzt machen wir mal einen kurzen Faktencheck: Die Geschlechterforschung, die Genderstudies machen aktuell 173 von insgesamt etwa 50 000 Professuren in Deutschland aus. Das sind gerade mal 0,3 Prozent aller Professuren. Frauen sind im deutschen Wissenschaftsbetrieb nicht etwa über-, sondern unterrepräsentiert. Viel mehr Frauen als Männer verlassen trotz erfolgreicher Promotion die Wissenschaft. Und wenn in Schulen über geschlechtliche Vielfalt und sexuelle Identität gesprochen wird, dann geht es darum, Diskriminierung entgegenzuwirken. Kolleginnen und Kollegen, die tatsächlichen Gefahren für Bildung, Wissenschaft und Kultur lauten Armut, Prekarität, Abhängigkeit und Diskriminierung. Darum muss sich Politik kümmern und nicht um dieses imaginierte Zeug, von dem die AfD erzählt. Kolleginnen und Kollegen, was bleibt von diesem Antrag? Von diesem Antrag bleibt, dass die AfD sich gefährdet und bedroht fühlt – bedroht von unterrepräsentierten und schlechtbezahlten Frauen in Wissenschaft und Kultur, bedroht vom 0,3-Prozent-Anteil der Geschlechterforschung und bedroht davon, wenn in Schulen gelehrt wird, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben. Das muss man sich mal reinziehen, wie absurd und auch wie wahnsinnig erbärmlich das ist! Wie, zur Hölle, muss man eigentlich drauf sein, dass man denkt, ein Lehrstuhl zur Geschlechterforschung oder die Aufklärung über die Vielfalt von Sexualität könnten unsere Gesellschaft mehr gefährden als verfallende Schulen oder Armut! Das ist erbärmlich. Die Linke wird den Antrag der AfD ablehnen. Vielen Dank fürs Zuhören.