Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! Der Antrag der AfD ist, wie alle Initiativen von da drüben, bildungsfern, wissenschaftsfeindlich und kulturlos. Auch dieser Antrag legt wieder offen, was der eigentliche Kern Ihrer Politik ist – Ängste schüren: Angst vor Veränderung, Angst vor der Freiheit des anderen, vor Komplexität, vor Tiefgang. Sie sprechen hier im Plenum, ohne rot zu werden, von einer „perversen Genderideologie“. Sie nennen das BMBF das „Ministerium für Bildung und Umerziehung“ und meinen damit zum Beispiel die Genderstudies. In Ihrer ideologisch durchtränkten Kurzsichtigkeit blenden Sie aus, dass die Grundlagen für das Fach von Simone de Beauvoir bereits 1949 gelegt wurden. Genderforschung ist weder pseudowissenschaftlich, noch ist sie irgendein woker Lifestyle. Aber in Ihrer rechtsideologischen Welt ist diese vergleichsweise kleine Wissenschaftsdisziplin ein Riesenproblem. Und warum? Weil Sie Probleme brauchen. Sie brauchen Probleme, mit denen Sie Ängste schüren, über die Sie sich dann echauffieren können, und dieses Spiel treiben Sie permanent mit Ihren Themen Gendern, Geflüchtete, Langzeitarbeitslose, Klimaaktivisten – alles schlimm, alles weg, dann wird es besser. In der Welt der Demokratie aber gilt: Die Wissenschaft ist frei. Frei – akzeptieren Sie das doch endlich mal. Aber in Ihrer Welt hat der Genderwahn ja schon Schulen und Universitäten befallen. Aus Leitlinien für gendergerechte Sprache generieren Sie Ihren Stoff für Ihre Genderhorrorszenarien. Absolut lachhaft, Herr Kleinwächter, ist das. Denn in der realen Welt gibt es überhaupt gar keine rechtlichen Vorschriften – das wissen Sie auch –, die das Gendern vorgeben würden. Aber Ihre Welt sieht so aus: Sie möchten Inklusion verhindern und wollen Menschen mit Behinderung aus den Regelschulen fernhalten. Sie wollen Gleichstellungsbeauftragte abschaffen. Sie wollen den Magister wieder einführen – Rolle rückwärts. Sie wollen Aufklärung über Homo- und Transsexualität verbieten und irgendein unpräzise definiertes deutsches Kulturgut in den Mittelpunkt an Schulen stellen. Willkommen im Jahr 1856! 1856 ist – das wissen die Damen und Herren der AfD-Fraktion sicher; denn es ist ja angeblich der Lieblingsdichter Ihres Parteivorsitzenden – das Todesjahr von Heinrich Heine. Von dessen Gegenspieler Wolfgang Menzel stammt angeblich der Satz, Deutschland sei das Land der Dichter und Denker. Das passt mit Sicherheit ganz schön in die Idealvorstellung der AfD. Menzel war – vielleicht gibt es ja da noch mehr Parallelen – Abgeordneter in Württemberg, Nationalist, völkischer Antisemit. Herr Chrupalla konnte kein Gedicht von Heine nennen. „Deutschland. Ein Wintermärchen“ wäre doch eines gewesen. Immerhin ein Klassiker für den Deutschunterricht. Heine war zeitlebens wegen seiner jüdischen Herkunft Anfeindungen und blankem Antisemitismus ausgesetzt. Er verspottete den Deutschen Bund – schön, wie Sie über mein Stöckchen springen – mit seiner Kleinstaaterei und den Nationalismus. Niedergeschrieben etwa im berühmten Satz: Und ich zitiere Ihnen gern ein paar weitere Zeilen von Heinrich Heine: Frei hinzugefügt: für Chrupalla und seinen Laden. Vielen Dank.