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Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Auf der einen Seite will die CDU/CSU mit dem Antrag deutlich machen, wir würden nichts tun; deswegen stellt sie den Antrag. Auf der anderen Seite will sie deutlich machen, wir würden das Falsche machen. Sie hält uns in der gesamten Debatte nämlich permanent vor, wir würden eine Vollakademisierung des Physiotherapeutenberufs anstreben. Viele Kolleginnen und Kollegen haben bereits gesagt, dass das nicht der Fall ist. Ich möchte es am Ende dieser Debatte einfach noch mal bekräftigen: Das ist nicht der Plan!
Zum ersten Punkt. Auch Sie wissen, wie Koalitionsverträge funktionieren. Natürlich wäre es auch uns manchmal lieber, alle Dinge gleichzeitig tun zu können. Man hat aber vier Jahre Zeit. Deswegen vertrauen Sie bitte darauf, dass die Vorhaben laufen und dass wir das Problem anpacken werden; auch das haben meine Kolleginnen und Kollegen beschrieben. Es ist natürlich immer sehr gut, genau zu dem Zeitpunkt einen Antrag vorzulegen, zu dem die Dinge bereits laufen.
Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Aber ich will das Positive an dem Antrag hervorheben: Er gibt uns Gelegenheit, heute über die Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten zu reden und auch über das, was wir in der Ausbildung tatsächlich reformieren müssen. Und das ist letzten Endes ja etwas Gutes.
Noch besser wäre es allerdings gewesen – ich finde, das wäre ein gutes Zeichen gewesen –, wenn Sie es geschafft hätten, zu irgendeinem Zeitpunkt der Debatte hier mit mehr als zehn Leuten zu sitzen. Sie haben die zehn jetzt zur allerletzten Rede geschafft, weil noch Kolleginnen und Kollegen reingekommen sind. Auch das muss man sich, glaube ich, überlegen,
Da sind wir prozentual viel besser!)
wenn man hier sagt, dass das ein wichtiges Thema ist, über das man hier in diesem Hause reden muss.
Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Damit möchte ich nicht in Abrede stellen, dass die Kolleginnen und Kollegen, die anwesend sind, Frau Zeulner, darin ein wichtiges Thema sehen, über das man hier in diesem Haus reden muss, und Sie mit dem Antrag eine Debatte anstoßen wollen.
Nach diesen Vorbemerkungen möchte ich ein paar Punkte, die in der Debatte angesprochen wurden, untermauern. Die 200 000 Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten hier in Deutschland leisten einen immens wichtigen Job. Das ist einer der Berufe im medizinischen Bereich, im Gesundheitsbereich, auf die wir uns verlassen können müssen, auf die sich Patientinnen und Patienten verlassen. Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind diejenigen, die nach einer schweren Erkrankung den Patientinnen und Patienten buchstäblich wieder auf die Beine helfen. Es ist auch für mich schleierhaft, warum jahrelang hingenommen wurde, dass diejenigen, die diesen so wichtigen sozialen Beruf ergreifen wollten, der mittlerweile in fast allen Bundesländern als Mangelberuf gelistet ist, buchstäblich Geld mitbringen mussten.
Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Dieses Problem ist aber schon angegangen worden. In den meisten Bundesländern besteht de facto Schulgeldfreiheit. Auch bei der Ausbildungsvergütung gibt es eine positive Entwicklung; das möchte ich hier herausstellen. Es ist ein massiver Verhandlungserfolg der Gewerkschaften, dass es seit 2019 laut Tarifvertrag eine Ausbildungsvergütung an kommunalen Krankenhäusern und an den Universitätskliniken gibt. Natürlich gilt es, hier nachzuziehen; denn natürlich soll für die Ausbildung in einem so wichtigen Beruf niemand Geld mitbringen müssen, um die Ausbildung oder auch nur die Lebenshaltungskosten während der Ausbildung zu finanzieren.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Jetzt komme ich zum zweiten wichtigen Punkt neben der Ausbildungsvergütung. Der Wissenschaftsrat empfiehlt uns aus gewichtigen Gründen – die gleiche Debatte haben wir schon bei den Pflegeberufen geführt –, eine Teilakademisierung anzustreben. Noch mal – ich möchte, dass das am Ende dieser Debatte klar ist –: Es wird keine Vollakademisierung angestrebt. Es ist uns klar, dass viele nach Abschluss der mittleren Reife den Beruf der Physiotherapeutin bzw. des Physiotherapeuten ergreifen wollen und dass sie das auch gut machen.
Fakt ist aber auch: Wir merken, dass die Nachfrage nach einem Studium steigt, dass die Nachfrage nach Studienplätzen aktuell größer ist als das Angebot. Und wir merken, dass die Attraktivität des Berufs steigt, wenn man ihn auch studieren kann. Dann kann man eben all die Dinge tun, die in dieser Debatte genannt worden sind, dann kann man Aufgaben auch ohne ärztliche Anweisung übernehmen. Und das hat viel mit den Gründen zu tun, warum man diesen Beruf ausüben möchte. Das können und wollen viele Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, und deswegen wollen viele den Weg eines Studiums gehen.
Wir wissen, dass wir gerade für den ländlichen Raum weiterhin das Ausbildungswesen brauchen, sodass man für die Ausbildung nicht kilometerweit in die nächste große Stadt fahren muss. Daher ist eine schulische Ausbildung nach wie vor ein guter Weg. Wir wissen aber auch, dass die Akademisierung der zweite Weg ist, der ebenso wichtig ist, um den Beruf attraktiv zu machen. Wir wissen, dass wir ansonsten in Zukunft gute und fähige Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten verlieren werden. Viele werden sich für diesen Beruf eben nicht entscheiden, wenn der Zugang nicht über den akademischen Weg erfolgt.
Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union: Wenn Ihnen dieser Beruf wirklich wichtig ist, dann gehen Sie mit in die Debatte, beteiligen Sie sich an den Beratungen; aber lassen Sie bitte beide Wege zu. Ich schließe mich meinen Kolleginnen und Kollegen an: Es ist gut, dass Sie von einigen Positionen abrücken konnten, dass Sie anerkennen, dass eine Teilakademisierung der richtige Weg ist und dass Menschen nicht von Luft und Liebe leben, auch nicht die Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten.
Es geht natürlich darum – das sage ich abschließend –, gute Ausbildungsbedingungen zu schaffen, für eine gute Ausbildungsvergütung, für eine gute Bezahlung zu sorgen, für die Attraktivität des Berufs und für Selbstwirksamkeit zu sorgen, zum Beispiel dadurch, dass Tätigkeiten selbstständig ausgeführt werden können. So schaffen wir es, diesen Beruf attraktiv zu gestalten bzw. attraktiv zu halten, und dann können wir den Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten mehr zukommen lassen als diese Worte.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)