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Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher, schön, dass Sie da sind! Wir reden hier heute über ein politisches Experiment! Die Bundesregierung ist mit der Gründung der Bundesagentur für Sprunginnovationen nämlich ein Risiko eingegangen.
Wenn man „Bundesagentur“ hört, dann klingt das zunächst einmal nicht so richtig nach Risiko und großen Visionen. Beides braucht es aber, um möglichen Sprunginnovationen zum Durchbruch zu verhelfen. Und es gab diesen Durchbruch, diese Art von Innovation schon häufiger, die unsere Art zu leben radikal verändert hat: Buchdruck, Dampfmaschine, MP3, Verbrennungsmotor, mRNA.
Zuruf des Abg. Alexander Föhr [CDU/CSU])
So was brauchen wir für Deutschland und Europa, und so wurde die Agentur für Sprunginnovationen 2019 von der Großen Koalition gegründet. Aber wir haben gemerkt: Die SPRIND kann noch nicht ihr volles Potenzial nutzen. Deswegen wollen wir ihr noch mehr Freiheiten geben. Sie soll kein großer, behäbiger Tanker sein, sondern sich kontinuierlich weiterentwickeln und wendig bleiben. Bisher gab es dafür keine gesetzliche Basis; die schaffen wir jetzt.
Für uns war wichtig – mit Blick auf uns alle, die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler –, zu ermöglichen, dass 50 Prozent der Einnahmen der SPRIND zum Beispiel durch die Veräußerung einer Tochtergesellschaft wieder zurück in die SPRIND fließen.
Aber braucht es eigentlich den Staat mit Fördermitteln, um diese Innovationen zu fördern? Kann das nicht auch der Markt? Ab und an machen das ja auch der Markt oder die Industrie, aber oftmals erkennen wir eben auch ein Marktversagen, weil die Industrie sagt: Nö, ich sehe nicht, dass es im aktuellen Umfeld eine Nachfrage gibt. Ich denke nicht, dass es sich für mich lohnt. – Es ist aber oft so, dass Innovationsideen Vertrauen und Unterstützung brauchen und jemanden, der ins Risiko geht; denn sonst gehen die Ideen verschütt.
Horst Bendix ist ein Beispiel dafür. Er war Ingenieur und hat mit seinen 90 Jahren in seiner Freizeit Pläne ausgearbeitet für das größte Windrad der Welt, bei dem die Nabenhöhe 300 Meter beträgt. Dadurch hat man mehr und konstanteren Wind, höhere Windgeschwindigkeiten und kann eine Grundlastfähigkeit erreichen. Grundlastfähig sind sonst nur Gas-, Kohle- und Atomkraftwerke, weil die nicht von Sonne und Wind abhängig sind. Aber man kann Windräder ja nicht unendlich hoch bauen, wenn dort so krasse Kräfte wirken. Deshalb hat Horst Bendix die energiegenerierende Einheit von der Spitze auf den Boden verlegt.
In Schipkau, im Wahlkreis meines hochgeschätzten Lausitzer Bundestagskollegen Hannes Walter, steht jetzt also der Windmessturm. Der ist im Ganzen etwa so hoch wie der Berliner Fernsehturm. Die Kugel vom Fernsehturm geht übrigens auch auf das Konto von Horst Bendix. Dieser Windmessturm in der Lausitz soll beweisen, dass man die Erträge bei der Stromerzeugung verdoppeln kann. Wenn wir viele solcher hohen Windräder betreiben können, dann brauchen wir in der Summe weniger Windräder für gleiche Energie. Man könnte in Deutschland in den bestehenden Windparks weitere 4 000 hohe Windräder bauen, quasi als zweite Etage. Das würde einen riesengroßen Sprung für die Gewinnung erneuerbarer Energien bedeuten.
Solche Innovationen, solche Sprünge fördert die SPRIND. Es geht also nicht nur um die großen Institutionen, die großen Namen, sondern tatsächlich richtet sie sich an die Erfinderinnen und Erfinder aus der Garage in der Nachbarschaft. Wenn Sie also bei sich zu Hause gerade an etwas Spektakulärem rumbasteln oder darüber nachdenken, dann wenden Sie sich gern an die SPRIND. Horst Bendix ist übrigens im Alter von 93 Jahren in diesem Sommer gestorben. Aber die Windmesstation steht jetzt in der Lausitz und macht diese noch mehr zur „Wowsitz“.
Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)