Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich will nach Ihrem Wortbeitrag, Herr Brinkhaus, allen demokratischen Fraktionen sagen: Danke für die Debattenbeiträge! Ich glaube, da ist gut und breit dargestellt worden, was wir für die drei Dimensionen von Nachhaltigkeit – ökologisch, wirtschaftlich und sozial – gemeinsam bewegen, aber vor allen Dingen noch tun können. Sie haben es gerade angedeutet: Wir haben leider das Problem, nämlich dass diese drei Prinzipien, dieses Nachhaltigkeitsdreieck, allzu oft in Konkurrenz stehen oder gebracht werden. Ich habe da noch ein beredtes Beispiel aus der letzten Debatte um das Heizungsgesetz – oder nennen wir es „die Wärmewende“. Da habe ich so meine Zweifel, ob manche Worte, die gerade in der Debatte geäußert wurden, ausreichend ernst genommen wurden. Deshalb will ich einer Hoffnung Ausdruck verleihen, die leitendes Prinzip für uns alle sein sollte und nicht nur ein Traum bleiben darf: Wir, gerade als Politiker, müssen lernen, in all unseren Entscheidungen die Folgen für die zukünftigen Generationen mitzudenken. Wir müssen die zukünftigen Folgen unseres Handelns auf die natürlichen Lebensgrundlagen stärker berücksichtigen, auch wenn viele hier nur auf die nächste Legislatur blicken. Jetzt darf man fragen: Wie? Zwar kann keine und keiner von uns in die Glaskugel schauen und sehen, was kommt, aber – das will ich auch mal ganz selbstbewusst hier sagen –: Wir haben in Deutschland die weltbeste Klima- und Klimafolgenforschung, ebenso für Polar-, Meeres-, Raum- und Naturforschung. Es sind Städte wie Bremerhaven, Kiel, Koblenz, Leipzig oder Offenbach, die inzwischen die Hotspots für die weltweite Forschungscommunity für Biodiversität, Klima- oder Wetterforschung darstellen. Genau das haben wir in den letzten zwei Jahren über das BMBF und BMWK weiter gefördert. Die Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit“ wurde in acht Handlungsfeldern mit konkreten Maßnahmen untersetzt. Um das zu erläutern, dafür bleibt hier jetzt leider nicht die Zeit. Wir haben auch in der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation mit der zweiten Mission Nachhaltigkeit ins Zentrum gestellt und arbeiten mit weiteren Missionen an der erfolgreichen sozialen und ökologischen Transformation. Ein Beispiel im aktuellen Bundeshaushalt: Wir haben genau diese Forschung trotz schwieriger Haushaltslage um 100 Millionen Euro aufgestockt. Unsere exzellenten Wissenschaften und die Grundlagenforschung geben uns dadurch belastbare Expertise, berechenbare Szenarien und zunehmend konkrete Handlungsempfehlungen. Davon konnte ich mich übrigens erst diese Woche wieder beim ForschungsVerbund Erneuerbare Energien in ihrer Jahrestagung zum Thema „resilientes Energiesystem“ überzeugen, und ich empfehle allen, die Ergebnisse wahrzunehmen. Kurz: „Science is beautiful“, und Wissenschaft ist Teil der Lösung. Und ja, auch Technologie ist Teil der Lösung. Weil hier viele ein bisschen zu einseitig auf Technologie gesetzt haben, noch ein Gedanke – nicht zuletzt, weil die AfD sich mehrfach am Erbe von Carl von Carlowitz vergangen und es geschändet hat und auch den Mythos vom deutschen Wald wieder bemühte –: Ich bin im Erzgebirge aufgewachsen. Es wurde von Menschen über Jahrhunderte geformt, durch den Bergbau und vor allen Dingen durch Technologie. Allein bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts hat die Region 80 Prozent der Waldfläche dadurch verloren. Mache ich gleich, Herr Präsident. Carl von Carlowitz hat auf diese ökologische und ökonomische Katastrophe reagiert, indem er eine soziale Innovation eingeführt hat, nämlich die Wiederaufforstung. Denken Sie mal drüber nach!