Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ein Gespenst geht um in Europa. Und anders als vor 150 Jahren wissen wir diesmal, mit diesem Gespenst umzugehen. Es ist das Gespenst der Wasserknappheit. Es ist ein Gespenst, das Millionen betrifft – weltweit. Es ist ein Gespenst, das Millionen vertreibt – weltweit. Es ist ein Gespenst – man mag es ja gar nicht sagen –, das uns auffordert, unseren Verstand, unsere Innovationskraft und unseren Markt zu nutzen. Denn selbst Gespenster lernen dazu, zum Beispiel in dem Punkt, dass wir in Deutschland noch auf einer Insel der Glücklichen leben. Dass dies nicht selbstverständlich ist, haben uns Dürre und halb ausgetrocknete Flüsse in den vergangenen Jahren gezeigt. Doch insgesamt sind wir noch ein reiches Land, wenn es ums Wasser geht. Und dieser Vorteil muss uns antreiben, unser Wissen um die nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser zu stärken; denn dieses Wissen ist eine Ressource an sich. Deswegen ist es auch zwingend notwendig, dass wir frühzeitig junge Menschen bilden, dass wir innovative Technologien in der Wasserwirtschaft, in der Landwirtschaft und Industrie als Know-how für die Zukunft begreifen; denn wenn es in diesem Land an einem nicht mangeln darf, dann sind das Innovationen und Ideen und der politische Wille, diese Innovationen umzusetzen. Schon diese zwei Punkte, Landwirtschaft und Industrie, bieten enorme Chancen. Für die Landwirte ist der nachhaltige Umgang mit Wasser sowieso eine zentrale Frage. Hier sind nachhaltigere Bewässerungstechniken oder die Wiederverwendung aufbereiteter Abwässer schon heute das Gebot der Stunde. Die Industrie benötigt ebenfalls viel Wasser, gerade auch zum Kühlen. Dieses Kühlwasser ist so zu reinigen, dass es schadstofffrei direkt wieder in den natürlichen Wasserkreislauf gehen kann. Die Chancen auf neue Systeme zum Wassermanagement sind bei uns in Deutschland groß. Enorm werden diese Chancen aber, wenn wir über den Tellerrand schauen. Und dafür brauchen wir nicht weit zu schauen; denn viele unserer europäischen Freunde haben handfeste Probleme mit Dürre und sinkendem Grundwasser. Warum sollten sie nicht mit unserem Know-how und den Lösungen unserer Unternehmen eine nachhaltige Basis der Wassernutzung schaffen? Das ist doch eine Win-win-win-Situation: europäische Freunde zufrieden, Wasserkreisläufe zufrieden, Wirtschaft zufrieden – Al-Halak ist zufrieden. Oder nehmen Sie das Thema Meerwasserentsalzungsanlagen, ein Potenzial, welches hierzulande nur marginal diskutiert wird. Dabei sind unsere Süßwasserquellen verschwindend gering. Das Wasser unserer Ozeane hingegen ist unerschöpflich. Und wenn wir diese Technologie auch noch energieneutral betreiben, dann ist das künftig kein marginales Thema mehr, sondern ein Gamechanger. So gehen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand, meine Damen und Herren! Deshalb müssen wir in unserem Land der Tüftler und Denker den nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser immer auch als Chance begreifen. Ich will sagen: Wir werden künftig größer denken müssen, mutiger werden müssen, denn: kein Wasser: kein Grün; kein Wasser: keine Wirtschaft, keine Wirtschaft – keine Perspektive. Deswegen bin ich für einen europäischen Blue Deal: für unsere privaten Haushalte, für unsere Wirtschaft, für den Zusammenhalt in der EU und für die Bekämpfung von Fluchtursachen. Ein Gespenst geht um in Europa und der Welt, und wir, meine Damen und Herren, sind die Ghostbusters. Also lassen Sie uns diese Welt zu einem besseren Ort machen und dabei Deutschland stärken. Vielen Dank.