- Bundestagsanalysen
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Man mag zu dem Antrag der AfD stehen, wie man will: Wir jedenfalls lehnen ihn ab. Das wird Sie nicht überraschen. Ich möchte aber gerne die Gelegenheit nutzen, um zu sagen: Das Petitionswesen generell und auch die Bürgernähe dieses Parlaments ist mit Sicherheit besser als von der AfD dargestellt und sicherlich an der ein oder anderen Stelle auch besser als ihr Ruf.
Viel besser!)
Dazu tragen wir alle – jeder Einzelne von uns, egal von welcher Fraktion – täglich durch unsere Wahlkreisarbeit bei.
Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)
Ich denke, so viel Selbstbewusstsein dürfen wir schon an den Tag legen.
Ich bin allen sehr dankbar, die die Arbeit des Petitionsausschusses, dem auch ich mal angehören durfte, hier so ausführlich dargestellt haben. Das ist ein deutlich unterschätzter Ausschuss. Er macht mehr Arbeit, als viele glauben, und er ist näher am Menschen, als viele glauben.
Frau Vorsitzende, Sie haben es, finde ich, sehr eindrücklich beschrieben. Wir sehen ehrlicherweise gar nicht so viel Reformbedarf, wie jetzt hier dargestellt wurde. Insbesondere sehen wir jetzt den Unterschied in Bezug auf die 100 000 Unterschriften zwischen Ihnen und denen dort drüben von der AfD nicht so sehr. Ich würde dringend darum bitten, das vielleicht noch mal zu überprüfen.
Wir sehen, dass das Parlament sehr, sehr gut arbeitet und dass der Petitionsausschuss ohne Ansehen der Person und insbesondere ohne Ansehen der Zahl der Unterschriften – sie sagt nichts über die Bedeutung einer Petition aus – sehr, sehr nahe dran ist an den Leuten, die sich in einer Notsituation oder auch in einer Situation, wo sie einfach Auskunft haben wollen, an den Deutschen Bundestag wenden. Wir glauben, dass sich dieses System in den letzten Jahren außerordentlich gut bewährt hat und auch immer für Transparenz gesorgt hat.
Es ist schon mehrfach erwähnt worden: Wenn eine Petition besondere Wichtigkeit hat, kann der Ausschuss darüber entscheiden: Macht er es öffentlich oder nicht? Sogar der Petent wird zugelassen, hat die Möglichkeit, sich mit dem Ausschuss auszutauschen. Auch dieses Instrument halte ich für deutlich unterschätzt und wahrscheinlich auch für deutlich zu wenig bekannt.
Ich will aber eines ganz klar machen: Achten wir darauf, dass wir nicht unterwandert werden! Achten wir auch darauf, dass die Hoheit über die Tagesordnung immer noch dieses Parlament und die Parlamentarier haben und niemand anderes! Ich bin schon so selbstbewusst, zu sagen: Ich traue mir zu, zu entscheiden, welche Themen für die Bürgerinnen und Bürger „da draußen“ – wie es immer so schön heißt; also ich bin auch „da draußen“ – gerade wichtig sind und bei welchen es sich vielleicht nur um Schaufensterthemen handelt, die dazu da sind, uns hier zu beschäftigen.
Genau das ist übrigens die Gefahr, die ich ganz deutlich ansprechen will. Die Zahl der Unterschriften – ich sagte es bereits – sagt nichts über die Bedeutung eines Anliegens aus, gar nichts. 100 000 dürfte deutlich zu wenig sein, wenn Sie über Richtgrößen nachdenken. Warum? In Zeiten wie diesen ist es vermutlich allen Profis möglich, sehr, sehr schnell 100 000 Unterschriften zusammenzubringen. Ich sage jetzt einfach mal: Russische Trolle dürften überhaupt keine Probleme haben, hier Themen reinzudrücken.
Wir müssen in der Lage sein, diesen Missbrauch auszuschließen, auch im Wege unserer Geschäftsordnung. Das sage ich jetzt als Vorsitzende des GO-Ausschusses. Ich halte es für extrem notwendig, dass wir uns hier nicht vorführen lassen, dass wir uns nicht reinregieren lassen, dass die Entparlamentarisierung nicht weiter voranschreitet, sondern dass wir immer noch die Hoheit darüber haben, aus unserer Verbundenheit zu unseren Wählerinnen und Wählern heraus zu entscheiden, was wir hier debattieren und wann wir es vielleicht besser bleiben lassen. Wir sollten nicht zu Getriebenen von Unterschriften werden.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)
In diesem Sinne möchte ich ganz klar sagen: Wir sind mit dem Lobbyregistergesetz – das wir manchmal unterschiedlich beurteilen – jedenfalls in die Richtung gegangen, dass wir sagen: Wir wollen Transparenz herstellen. Zum Thema „Bürgerbeteiligung“ habe ich gerade alles gesagt.
Ich glaube, wir haben ein sehr, sehr gutes System. Wenn man es reformieren will – ich sage es noch mal –, muss man aufpassen, sich nicht abhängig zu machen, sich nicht instrumentalisieren zu lassen, und dem Missbrauch deutlich vorbeugen. Das wird nicht einfach sein, eher diffizil. Wir als Unionsfraktion glauben jedenfalls, dass das System, das sich etabliert hat, wirklich ein gutes ist, und wir sind durchaus bereit, daran festzuhalten.
Vielen herzlichen Dank.
Beifall bei der CDU/CSU)
Axel Echeverria hat jetzt das Wort für die SPD-Fraktion.
Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)