Zwischenrufe:
0
Beifall:
8
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In der Pflege wird jede Hand gebraucht. Wir brauchen Pflegehelferinnen und Pflegehelfer, wir brauchen Pflegeassistenten und Pflegeassistentinnen, und natürlich brauchen wir auch examinierte Pflegekräfte. Sowohl in der Kranken- als auch in der Altenpflege brauchen wir einen Personalmix mit unterschiedlichen Qualifikationsniveaus, in dem auch hochschulisch ausgebildete Pflegekräfte ihren Platz haben müssen. Sie bringen wichtigen pflegewissenschaftlichen Input für die Arbeit am Bett mit. Und sie bringen die Voraussetzungen mit, um hochkomplexe Aufgaben in der Pflege, koordinierende Funktionen im Entlassungsmanagement, Qualitätsmanagement oder auch Leitungsfunktionen zu übernehmen.
Die hochschulische Pflegeausbildung ist daher eine sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden Ausbildungen in den Pflegeberufen. Aber es ist mir wichtig, zu betonen, dass sie die berufliche Ausbildung nicht ersetzen soll.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Sie steht auch nicht in Konkurrenz zum notwendigen Aufwuchs an Hilfs- und Assistenzkräften.
Hochschulische Ausbildungsangebote sind aber wichtig, um Abiturientinnen und Abiturienten für die Pflege zu gewinnen, die sonst in andere Ausbildungsbereiche oder auch andere Studiengänge abwandern würden. Eine grundständige hochschulische Pflegeausbildung mit Bachelorabschluss ist zudem die Voraussetzung, um später Masterstudiengänge zum Beispiel zur Advanced Practice Nurse oder auch Community Health Nurse draufzusatteln.
Wir brauchen dringend solche neuen Versorgungsmodelle, um die pflegerische Versorgung mit aufsuchenden und beratenden Angeboten weiterzuentwickeln, etwa im ländlichen Raum als gut ausgebildete Gemeindeschwester 2.0 oder auch im städtischen Umfeld für unsere geplanten Gesundheitskioske.
Daher ist es wichtig, die hochschulische Pflegeausbildung um zusätzliche Ausbildungsinhalte zu ergänzen, um nach Abschluss des Studiums grundsätzlich zur selbstständigen Ausübung von Heilkunde befähigt zu sein – vielleicht auch eine Antwort auf die Rede von Ates Gürpinar.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Andrew Ullmann [FDP])
Diese Ausbildungsinhalte liegen zwar bereits in Form der sogenannten Heilkundemodule vor, die die Fachkommission nach dem Pflegeberufegesetz kreiert hat; sie sind bereits vom BMG und BMFSFJ genehmigt und bilden die Grundlage für die Modellvorhaben nach §§ 63 und 64 SGB V in der beruflichen Pflegeausbildung. Aber ich glaube, dass wir zumindest in der hochschulischen Pflegeausbildung auf solche Modellversuche verzichten können, wenn wir sie denn inhaltlich integrieren.
Die heilkundlichen Ausbildungsinhalte und Kompetenzen und darauf aufbauend die heilkundlichen Berechtigungen sind nicht nur für die pflegerische Versorgung wichtig. Sie sind auch unverzichtbar, um überhaupt genügend Interessenten mit Hochschulabschluss für den Pflegeberuf zu gewinnen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, viele dieser Überlegungen waren bereits vor zehn Jahren Grundlage für die damals geplante Reform der Pflegeausbildung. Die Eckpunkte von Bund und Ländern sahen eine duale Ausbildung mit Ausbildungsvergütung vor; auch die zusätzlichen Ausbildungsinhalte zur Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten waren damals schon darin enthalten.
Aber im damaligen Gesetzgebungsverfahren hatte sich die Union über all dies nach und nach kritisch geäußert, und wir haben uns in vielen Punkten nicht einigen können. Das Ergebnis war leider eine hochschulische Schmalspurvariante, die kaum nachgefragt wird – das ist schon angeklungen –
Beifall der Abg. Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
und die weit hinter den angestrebten 10 Prozent der Ausbildungen zurückbleibt. Ich habe mich deshalb gefreut, dass die Union im Frühjahr einen Antrag vorgelegt und eine Initiative zur Stärkung der hochschulischen Pflegeausbildung gestartet hat.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Ampel korrigiert mit diesem vorliegenden Gesetzentwurf die Webfehler von damals; sie setzt eine funktionierende und attraktive hochschulische Pflegeausbildungsvariante um. Ich lade Sie herzlich ein: Lassen Sie uns in den Ausschussberatungen gemeinsam und konstruktiv daran arbeiten, diese hochschulische Pflegeausbildung so zu gestalten, dass wir den Personalmix sinnvoll nach oben abrunden können! Denn wie eingangs gesagt: In der Pflege brauchen wir dringend jede Hand.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Vielen Dank, Frau Kollegin Müller. – Als nächste Rednerin erhält das Wort die Kollegin Simone Borchardt, CDU/CSU-Fraktion.
Beifall bei der CDU/CSU)