Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Bundesfinanzminister hat in seiner Rede am Dienstag davon gesprochen, dass, wer den Ausstieg aus der Krisenpolitik nicht findet, dauerhaft die Stabilität unseres Gemeinwesens gefährdet. Der Aussage könnte man so weit zustimmen – wenn Sie hier heute einen Haushaltsentwurf vorlegen würden, der uns auch tatsächlich aus der Krise rausführt. Stattdessen debattieren wir heute einen Haushaltsentwurf für Bildung und Forschung, der im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent gekürzt werden soll. Anstatt dass wir also in Technologien investieren, die uns den Weg in eine erfolgreiche Zukunft weisen, sparen wir genau in diesem Bereich am allerstärksten ein. Das kann nicht Ihr Ernst sein! Angesichts der Anzahl von Projekten, die Sie mit der Kürzung, ohne auch nur irgendwie mit der Wimper zu zucken, über die Klinge springen lassen, wäre es einfacher und kürzer, hier davon zu sprechen, was Ihnen wirklich am Herzen liegt; diese Liste ist nämlich tatsächlich eher überschaubar. Sie kürzen munter bei den Haushaltstiteln für die Zukunftstechnologien: bei Quantentechnologie, KI, IT-Sicherheit, neuen Materialien, ziviler Sicherheitsforschung, den Lebenswissenschaften im Allgemeinen, insbesondere bei der Long-Covid-Forschung. Für all das haben Sie offensichtlich kein Geld übrig. Ganz ehrlich, nachdem ich mir die Reden alle angehört habe: Schönreden und schönrechnen hilft an der Stelle nicht. Der Haushalt ist keine Frage von Glauben oder Meinung, sondern eine Frage von Zahlen und Fakten; da muss man der Realität am Ende des Tages in die Augen blicken. Bitte. Das ging uns vorher auch so. Ich danke Ihnen für Ihre Frage, weil solide und gute Haushaltsführung eine Frage der Prioritätensetzung ist. Ich sage Ihnen: Sie setzen einfach die falschen Prioritäten, insbesondere im Etat für Bildung und Forschung. Damit kommen wir jetzt zum Rotstift bei den Bildungsthemen. Bildungsthemen sind Schwerpunktthemen, weil sie die Zukunft unserer Kinder bestimmen. Auch hier setzen Sie den Rotstift an: beim Digitalpakt 2.0, bei der Qualitätsoffensive Lehrerbildung. Kommen wir zum BAföG. Ich glaube, wir müssen es jetzt auch nicht unnötig in die Länge ziehen. Insofern: Lassen wir es an der Stelle einfach. – Ich glaube, die Antwort war eindeutig. Ein weiteres Beispiel ist natürlich das BAföG, dem Vernehmen nach ja eines Ihrer Herzensthemen. Man würde denken, dass Sie da dann auch die Priorität setzen. Wie oft haben Sie hier darüber gesprochen! Wie oft haben Sie die große strukturelle Reform angekündigt! In den letzten Wochen ist es darüber verdammt – man möchte fast sagen: verdächtig – ruhig geworden. Das liegt vielleicht auch daran, dass Sie wegen der umfassenden Haushaltskürzungen in dem Bereich die großangekündigte BAföG-Reform überhaupt gar nicht mehr umsetzen können. Wir hören ja nicht einmal mehr etwas zu einem Inflationsausgleich bei den Bedarfssätzen, der wirklich dringend notwendig wäre. Die Wahrheit ist doch: Bis auf ein minikleines Reförmchen haben Sie in dem Bereich nichts, aber auch gar nichts zustande gebracht. Und laut den Prüfern des Bundesrechnungshofes deuten die für 2024 veranschlagten Zahlen darauf hin, dass die letzte BAföG-Novelle überhaupt nicht den beabsichtigten Erfolg gehabt hat. In den Zusammenhang passt dann auch, dass die Ministerin jetzt in einem Tweet darauf hingewiesen hat, dass mit der Kindergrundsicherung das BAföG elternunabhängiger geworden wäre. Man könnte auch sagen: Mit einem einzigen Satz haben Sie die große BAföG-Reform beerdigt. So viel zum Thema Herzensangelegenheit. Insofern, – – liebe Kolleginnen und Kollegen: Mit Kürzungen im Bereich „Bildung und Forschung“ werden Sie den Ausweg aus der Krise definitiv nicht finden. Eher wird die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes darunter leiden. Wenn Sie sich also fragen, warum drei Viertel der Bevölkerung mit Ihrer Politik unzufrieden sind: Die Antwort finden Sie hier, unter anderem auch genau in diesem Haushalt – – für Bildung und Forschung.