Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Man mag es ja kaum glauben, aber mit meiner Begrüßung der hier Anwesenden habe ich gegendert. Ich habe mich der Feminisierung bedient und hoffe, dass sich alle hier im Hause mit dieser Begrüßung angesprochen fühlen. Allerdings ist es auch kein Geheimnis, dass die Zustimmung und die Akzeptanz in der Bevölkerung, was das Gendern anbetrifft, mehrheitlich nicht gegeben ist und dass zwei von drei Deutschen das Gendern in der, ich sage mal, überzogenen Form mit Sternchen, Doppelpunkt und Unterstrich ablehnen. Diese Art zu kommunizieren verunstaltet unsere deutsche Sprache. Das muss einfach mal gesagt werden. Meine Kollegin Dr. Katja Leikert hat auch ausgeführt, dass dieses Gendern insbesondere für die Benachteiligten in unserer Gesellschaft das Erlernen unserer Sprache erschwert. Ich denke da besonders an Sehbehinderte, an Menschen mit einem eingeschränkten Lernvermögen und auch an Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche. Bereits jetzt gibt es genug Kinder, die im Unterricht nicht hinterherkommen, weil sie Schwierigkeiten haben, Lesen und Schreiben zu lernen. Kaum auszumalen, wie es ist, wenn dann noch irgendwelche abstrusen Zeichen dazukommen. Das Gleiche gilt für die Integration unserer Zugewanderten. Das Erlernen unserer Sprache ist das „A und O“, was die Integration anbetrifft, und das wird mit Sternchen usw. nicht einfacher und damit auch nicht erfolgreicher. Das kann nicht Ziel des Ganzen sein. Lassen Sie mich sowohl als Berichterstatter für Jungen- und Männerpolitik als auch als Mitglied im Stiftungsrat der Bundesstiftung Gleichstellung sagen – es mag den Einwand geben, dass das überspitzt formuliert ist; aber das sei mal dahingestellt –: Ich will nicht, dass das Entfernen der maskulinen Anrede irgendwann in 50 Jahren dazu führt, dass man sich um benachteiligte Männer kümmern muss. Nein, das wollen wir nicht. Was wollen wir? Wir wollen Gleichberechtigung, und zwar ganzheitlich: von Männern und Frauen, nichts anderes. Bei einer Ansprache aller mit „KollegInnen“, ohne Sprechpause, fehlt für mich die Gleichbehandlung, um das einfach mal zu sagen. Schon im September des letzten Jahres hat die CDU auf ihrem Parteitag beschlossen, eine geschlechtergerechte Sprache zu gebrauchen und sich gegen einen Genderzwang auszusprechen. Die CSU hat das später genauso gemacht. Insofern brauchen wir jetzt nicht die AfD als Steigbügelhalter, um irgendwelche recycelten Anträge in den Deutschen Bundestag einzubringen – vom Föderalismus ganz zu schweigen –, die in Thüringen beschlossen worden sind. Wenn wir das für nötig erachten würden, dann hätten wir selber einen Antrag formuliert. Das haben wir aber nicht, wie die Kollegin gesagt hat. Sie alleine haben schon fünf davon eingebracht. Wir als Union sehen derzeit ganz andere Baustellen in unserem Land, um die sich die Bundesregierung kümmern sollte. Ich denke hier an den Haushalt 2024 – das wäre nicht schlecht – oder auch an die Beseitigung des Fachkräftemangels. Das wären mal zwei Themen. Gerne verschaffen wir Ihnen, liebe Kollegen von der Koalition, entsprechende Freiräume – das haben wir heute auch schon gehört –: Wir lehnen den Antrag von der AfD ab; denn mit dem brauchen wir uns nicht beschäftigen. Vielen Dank.