Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr verehrter Herr Minister Lauterbach! Wir brauchen endlich einen Perspektivenwechsel in der Gesundheitspolitik. Gesundheitspolitik darf nicht mehr nur als Kostenbelastung verstanden werden, und deshalb wollen wir mehr gestalten statt verwalten. Alle Menschen in Deutschland sollen gut versorgt und gepflegt werden, ob alt oder jung, Mann oder Frau oder divers, egal wo sie wohnen, in ländlichen Regionen oder in der Stadt, und egal woher sie kommen. Mehr denn je ist in der Pandemie klar geworden, dass es nicht nur um ein abstraktes Gesundheitssystem geht, sondern um Menschen. Menschen sind auch mal Patientinnen und Patienten, Menschen arbeiten im Gesundheitswesen, wie Pflegerinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte, Physiotherapeutinnen und ‑therapeuten und viele mehr. Deshalb werden wir diejenigen stärken, die im Gesundheitssystem arbeiten, und Patientinnen und Patienten die modernste, effektivste gesundheitliche Versorgung gewährleisten. Dazu gehört auch die Aufwertung der Zuwendungsmedizin. Wie werden aber auch die Gesundheitsindustrie als wichtigen Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor nach vorne bringen. Die Bedarfe der Menschen sind ja recht unterschiedlich. Deshalb ist die Medizin der Zukunft individualisiert und spezialisiert. Wir in der Ampel werden den Weg der maßgeschneiderten und fortschrittlichen Medizin konsequent einschlagen. Dazu möchte ich gerne zwei Punkte aus dem Koalitionsvertrag besonders hervorheben: Wir alle kennen die Probleme in den Krankenhäusern und in der Notfallversorgung; wir haben sie seit Jahren übrigens auch angemerkt. Diese Bundesregierung wird diese Thematik endlich auch angehen. Viele beklagen nämlich zu Recht den wachsenden Einfluss der betriebswirtschaftlichen Ziele auf die medizinische Versorgung in den Kliniken: Fehlanreize in den Abrechnungssystemen bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten, unzureichende Investitionen der Länder, fehlende Mittel zum Ausgleich der Vorhaltekosten. Stellenkürzungen sind häufig die Folge. Die gesundheitliche Versorgung verschlechtert sich, und das alles auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten und der Menschen, die in diesem Gesundheitssystem arbeiten. Das Hamsterrad läuft heiß; Burn-out und zunehmende Unzufriedenheit auf allen Ebenen werden offensichtlich. Dieser Herausforderung stellen wir uns. Wir werden die Probleme beseitigen. Wir wollen die Arbeitsplätze attraktiv machen, damit die Gesundheitsarbeiterinnen und ‑arbeiter wieder gerne zur Arbeit gehen. Neben der dringend notwendigen Reform der Fallpauschalen wird für die Finanzierung der Krankenhäuser die Vorhaltepauschale erarbeitet. Sie wird zu einer weiteren wichtigen und neuen Säule der Finanzierung der Krankenhäuser. Im ersten Schritt werden die Kinderstationen, die Geburtshilfe und die Notfallversorgung mengenunabhängig finanziert werden. In der ambulanten und stationären Versorgung werden Qualitätsvorgaben zunehmend eine Rolle spielen. Versorgung muss endlich vernetzter gedacht werden. Ambulante und stationäre Versorgung werden zusammen weiterentwickelt im Sinne einer sektorenübergreifenden Versorgungsplanung, um den Betroffenen unnötige stationäre Krankenhausaufenthalte zu ersparen. Im zweiten Punkt – nicht ganz unwichtig; dafür haben wir auch in der letzten Legislaturperiode gekämpft – werden wir uns verantwortungsvoll für eine neue und moderne Drogenpolitik einsetzen, zum Beispiel für die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene. Eine Legalisierung wird den Schwarzmarkt endlich eindämmen. Die Qualität von legalen Drogen kann überwacht werden. Es wird dann viel weniger verunreinigte Substanzen und Vergiftungen geben. Der Jugendschutz ist besser zu gewährleisten. Das, meine Damen und Herren, ist moderne und gute Drogenpolitik. Wir als Fortschrittsregierung haben uns gesundheitspolitisch ambitionierte Ziele für die kommenden vier Jahre gesetzt. Viele Punkte konnte man jetzt in dieser Kürze nicht aufführen, aber einen Punkt dürfen wir nicht vergessen. Wir haben heute sehr viel über die Pandemie gesprochen. Ich weiß, dass der Kollege Karl Lauterbach mit seinem BMG hart dagegen kämpft. Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Pandemie global wütet. Als Fortschrittskoalitionäre denken wir global, handeln lokal und europäisch. Die Pandemiekrise – – Ja. – Diese Pandemiekrise bietet uns die Chance für Veränderungen und Fortschritt. Lassen Sie uns das zusammen angehen. Ich freue mich auf die nächsten Jahre der Zusammenarbeit in der Ampel für ein modernes Gesundheitswesen. Danke schön.