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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, wir reden besser wieder zum Thema,
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP
Viel zu langweilig!)
und wende mich direkt an die Herren und Damen von der Union. Sie bringen die gleichen Argumente wie letztes Jahr, als wir über die 4 Prozent Brache gesprochen haben. Sie meinen, jeden Zentimeter Acker in Deutschland intensiv nutzen zu müssen.
Das ist richtig!
Stimmt ja!)
Ich kann Ihnen nur sagen: Die Zukunft der Landwirtschaft sieht anders aus. Ihre Ideen sind von gestern. „Alles hängt mit allem zusammen“, das sagte schon Alexander von Humboldt.
Er ist auch von gestern!)
Wir merken, dass die Sommer trockener werden, die Flüsse austrocknen und weltweit Arten aussterben. Hier zeigt sich die Zwillingskrise von Biodiversität und Klima ganz konkret. Und wenig andere Berufszweige sind davon so betroffen wie Landwirtinnen und Landwirte. In meinem Wahlkreis liegt die Magdeburger Börde. Das ist eine Kornkammer Deutschlands im Regenschatten des Harzes. Es gibt dort Pflanzen, die von der Winterfeuchte profitieren und da wachsen können. Aber wir haben schon verschiedene trockene Flächen auf den Hängen. Man sieht bereits, wie der Weizen gelb wird. Dann wächst da nichts mehr. Hier ist der Klimawandel spürbar. Und das wird unsere Ernten wirklich beeinträchtigen.
Wir haben heute schon gehört, dass sich 3 000 Wissenschaftler, unter anderem vom Helmholtz-Zentrum und von den Universitäten Rostock und Duisburg, in einem offenen Brief für die Wiederherstellungsrichtlinie ausgesprochen haben. Und noch viel spannender: „Der Spiegel“ berichtete gestern, dass sich knapp 70 Landwirte und landwirtschaftliche Organisationen aus der EU gegen eine weitere Verzögerung der Verordnung ausgesprochen haben. Das muss Ihnen doch zu denken geben.
Beifall bei Abgeordneten der SPD
Ihnen sollte die Expertenanhörung zu denken geben!)
Wir brauchen die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur. Die Maßnahmen können nicht weiter nach hinten geschoben werden. Wir können Biodiversität nicht an- und abschalten. Was einmal verschwunden ist, bleibt lange verschwunden oder ist für immer weg. Das gilt auch für unsere Äcker. Wir haben allein in den letzten 15 Jahren 40 Prozent unserer Feldvögel, also Feldlerchen, Großtrappen oder Rebhühner, verloren. Deswegen ist es richtig, die biologische Vielfalt von landwirtschaftlichen Ökosystemen zu verbessern.
Anders als in der Debatte um die verpflichtende Brachlegung von 4 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche kann es beim Wiederherstellen der Ökosysteme nicht um eine Nutzungseinstellung, sondern um eine ‑umstellung gehen. Unser Ziel ist nicht, die Flächeneigentümer zu enteignen. Vielmehr haben wir im Entwurf umfangreiche Ausnahmeregelungen verankert, wo Naturschutz und Nutzung der Fläche nebeneinander funktionieren. Ich persönlich bin sehr davon überzeugt: Wir erreichen viel in Kooperation mit unseren Landwirtinnen und Landwirten, Flächeneigentümerinnen und Flächeneigentümern. Der Ansatz der SPD war immer, Umwelt und Landwirtschaft zusammenzudenken und auch zusammenzubringen. Mit dem niedersächsischen Weg von Olaf Lies haben wir damals ein gutes Beispiel aufgezeigt.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Noch ein letzter Punkt zum Thema Ernährungssicherheit. Wir müssen unserer Verantwortung für die Welt gerecht werden. Es sind andere Dinge, die wichtig sind: eine Verringerung des Fleischkonsums und der Tierbestände. Diese 10 Gramm sind übrigens Fake News; das könnte Ihnen Cem Özdemir noch einmal genauer erklären. Das ist Quark, was da verbreitet wurde. Aber wir müssen weniger wegschmeißen; denn es landen immer noch 30 Prozent unserer Lebensmittel im Müll. Wenn wir diese Lebensmittelverschwendung reduzieren oder verhindern würden, dann ließe sich der Nachfragedruck auf die globalen Getreide- und Futtermittelmärkte nachhaltig reduzieren.
Worauf ich am Ende noch eingehen möchte, ist ein konkretes Ökosystem, unsere Moore. Moore verfügen nicht nur über eine ganz besondere Fauna und Flora, sondern sind, wenn sie nass sind, auch Kohlenstoffspeicher. Aktuell sind 95 Prozent unserer Moore in Deutschland entwässert und für 7 Prozent unserer Emissionen verantwortlich. Wenn wir bis 2045 klimaneutral werden wollen, müssen wir das ändern. Moor muss nass.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Das heißt auch, dass Moorflächen, die aktuell als Acker oder Grünland genutzt werden, auf eine andere, nasse Nutzungsform umgestellt werden müssen. Ich denke da an Wasserbüffel, Solaranlagen, Rohrkolben, Seggen und Röhrichte, die auch als Verpackung oder Dämmstoffe genutzt werden können. Für diese Umstellung brauchen wir die Förderrichtlinie des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz. Ich möchte ganz konkret an das BMF appellieren, die Förderrichtlinien endlich freizugeben.
Wir brauchen aber auch – hier widerspreche ich dem Antrag der Union – die Finanzmittel der GAP, der Gemeinsamen Agrarpolitik. Sie können nicht an der einen Stelle Landwirtschaft auf trockenen Moorböden subventionieren, dann aber mit Fördermitteln für die Wiedervernässung sorgen. Das widerspricht dem gesunden Menschenverstand.
Zum Schluss noch so viel: Gesunde Ökosysteme sichern das Einkommen unserer Landwirte und uns allen die Ernährung. Über klare EU-Ziele und einen kooperativen Ansatz bei der nationalen Umsetzung müssen wir jetzt anfangen, unsere Ökosysteme wiederherzustellen und zu schützen. Das ist auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)