Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Antrag der AfD ist grob unwissenschaftlich. Wenn man ihn sorgfältig liest, was ich nur tue, wenn ich zu AfD-Anträgen rede, wenn ich ehrlich bin – ich habe ihn ausführlich gelesen –, entdeckt man dabei ziemlich viele Eigentore, und die würde ich Ihnen gerne vortragen. Schon in Ihrer ersten Fußnote beziehen Sie sich auf einen vier Jahre alten Artikel aus der „Neuen Zürcher Zeitung“, der in der Tat lesenswert ist. Er ist lesenswert, weil sich gerade dort die Argumente finden, die für das Pariser Klimaschutzabkommen und gegen Ihre Argumentation sprechen. Weil ich davon ausgehe, dass nicht alle im Publikum diesen Artikel gelesen haben, möchte ich daraus zitieren. Schon im zweiten Absatz wird ausführlich abgehandelt, wie der Zusammenhang von zusätzlichem CO2-Ausstoß und dem Treibhauseffekt ist; denn der wird da ganz eindeutig bejaht. Es ist ein von Menschen verursachter CO2-Ausstoß, der uns belastet, und daher kommt die Erderwärmung – nicht von der Sonne, nicht vom Wasserdampf und auch nicht wegen der Veränderung der Erdkrümmung. Sie leugnen ja gelegentlich, dass der menschengemachte CO2-Ausstoß für die Erderwärmung verantwortlich ist. Genau hier, in der Fußnote in Ihrem eigenen Antrag, können Sie nachlesen, dass es doch so ist. Wenn Sie weiterlesen, dann werden Sie dort auch lesen, dass CO2 jahrhundertelang – in Teilen sogar über tausend Jahre lang – in der Luft, in der Atmosphäre verbleibt und dort den wärmenden Effekt verstärkt. – Das steht in dem „NZZ“-Artikel, den Sie doch selber loben; es stimmt einfach. – Das bedeutet: Der CO2-Ausstoß aus der Vergangenheit, aus der Zeit unserer Industrialisierung, ist immer noch da und wirkt immer noch schädlich, und das, was wir heute ausstoßen, hinterlassen wir Generationen von Menschen, die dadurch belastet werden. Es stimmt nach diesem Artikel auch nicht, dass Europa nur für 8 Prozent und Deutschland nur für 2 Prozent des CO2-Volumens in der Luft verantwortlich sind. Es ist viel mehr. Es ist ein Drittel, für das Europa verantwortlich ist, und ein Drittel, für das die Vereinigten Staaten von Amerika verantwortlich sind. Mit anderen Worten: Der Westen hat zwei Drittel zu verantworten. Sehr einleuchtend heißt es weiter in dem von Ihnen zitierten Beitrag, dass man fairerweise nur den „CO2-Ausstoß pro Kopf“ vergleichen könne, weil wir ja nicht verlangen können, dass die Chinesen und die Inder mit jeweils mehr als 1 Milliarde Einwohnern dasselbe tun wie wir. Wenn man das berechnet – ich nehme wieder den Artikel –, dann kommt man darauf, dass wir Deutschen mehr als das Zehnfache der Erderwärmung verursacht haben als der Durchschnitt der Welt. Wie wollen Sie jetzt nach Ihrer Logik den anderen Ländern erklären, dass die nächsten Anstrengungen, während wir Faktor zehn auf unseren Schultern tragen und Deutschland auch noch sehr reich ist – jedenfalls reicher als die von Ihnen erwähnten Länder –, doch bitte von China und Indien getragen werden sollen? Noch mal: Wir sind viel mehr schuld, wenn man das kumulativ rechnet, wir haben mehr Geld – auch durch CO2-Ausstöße –, aber die anderen sollen es machen. Der nächste Irrtum: die von Ihnen geforderte Nichtweiterführung des Pariser Klimaabkommens. Dies würde gerade Deutschland besonders stark schaden; denn die Erderwärmung in Deutschland beträgt kumuliert 1,6 Grad. Damit ist sie deutlich höher als in den pessimistischen Voraussagen von vor 20 Jahren. Beim Rest der Welt ist es im Durchschnitt ein halbes Grad weniger. Jetzt werden Sie sagen: Na ja, auf ein halbes Grad kommt es nicht an. – Der Unterschied von der Eiszeit bis heute beträgt nur 4 Grad. Überlegen Sie mal, was das für eine Veränderung der Erde mit sich gebracht hat! – Warum soll ich aufhören, auszuatmen? – Herr Kraft, das ist doch totaler Quatsch. In Ihrem Artikel steht, dass die Industrialisierung, die Verbrennung von fossilen Energieträgern den zusätzlichen CO2-Gehalt auf der Erde verursacht haben, weil 80 Prozent der Energiegewinnung der letzten Zeit fossil war. Und das ist das Problem. Das steht in Ihrem eigenen Artikel. Dieses Problem müssen wir bekämpfen und können wir auch bekämpfen; denn – und auch da stimmt Ihre These von der Wohlstandsvernichtung nicht – Deutschland hat sein Bruttosozialprodukt seit der deutschen Einheit verdoppelt und gleichzeitig 40 Prozent CO2 eingespart. Nach Ihrer Logik geht das ja gar nicht. Wir haben unseren Wohlstand verdoppelt und gleichzeitig die Emissionen um 40 Prozent gesenkt, und zwar in absoluten Zahlen, nicht in relativen Zahlen. Das heißt, man kann sehr wohl Wohlstand generieren, ohne mehr CO2 auszustoßen. Im Gegenteil: Man kann den CO2-Ausstoß mindern. Im letzten Absatz des Artikels – so weit haben Sie wahrscheinlich gar nicht gelesen; der Artikel hat ja viele Seiten – steht drin: Die CO2-Intensität nimmt weltweit ab. In China ist sie halbiert worden. China wächst halt sehr stark, damit wachsen leider auch die CO2-Emissionen Chinas. Aber die CO2-Intensität, der CO2-Verbrauch – – – Sie haben recht: CO2-Ausstoß. Der CO2-Ausstoß pro Einheit des Bruttosozialprodukts ist in China in den letzten zehn Jahren halbiert worden, sprich: Sie sind deutlich besser geworden. Im Übrigen bauen die mehr Solarkraftwerke und auch mehr Windkraftwerke als wir. Ich fasse zusammen: Das Pariser Klimaschutzabkommen muss eingehalten werden, weil wir mit CO2 die Erderwärmung weiter vorantreiben, weil wir Deutschland und die Welt viel zu heiß und damit das Leben viel zu teuer machen. Je später wir Maßnahmen ergreifen, desto wärmer ist die Welt, die wir den nachfolgenden Generationen hinterlassen, eine Welt, deren Schäden zu reparieren viel teurer sein wird, als jetzt gegen die Erwärmung zu kämpfen. Deswegen muss das Pariser Klimaabkommen bestehen bleiben. Ein erster Schritt, um die Erderwärmung zu verhindern, ist, den wahrlich unwissenschaftlichen Antrag der AfD geschlossen abzulehnen. Vielen Dank.