Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Weltweit gibt es ein Rennen um die Kernfusion. Das haben wir gerade in den letzten Wochen und Monaten massiv erlebt. Die Dynamik hat zugenommen. Für uns in Deutschland heißt das: Gas geben oder hinterherschauen. Wir sind der Meinung, wir sollten Gas geben. Ein Engagement im Bereich der Kernfusion liegt im nationalen Souveränitätsinteresse; denn unser Land will 2045 klimaneutral sein. Gleichzeitig wollen wir Industrieland bleiben. Der Energiebedarf, der Strombedarf wird massiv steigen. Allein das Saarland rechnet damit, dass Ende dieses Jahrzehnts der Strombedarf doppelt so hoch sein wird, wie er zurzeit ist, weil man beim Stahl auf grünen Stahl umsteigt, weil die Elektromobilität dazukommt, weil Wärmepumpen dazukommen. All das vergrößert den Energiebedarf. Deshalb gibt es auch kein Entweder-oder zwischen Kernfusion und Erneuerbaren; wir brauchen beides. Kernfusion ist eine extrem vielversprechende Technologie. Mit ihr könnte zukünftig sauber und sicher Energie gewonnen werden. Liebe Kolleginnen und Kollegen, deshalb legen wir heute diesen Antrag vor. Wir sind die erste Fraktion in diesem Parlament, die einen solchen Antrag zur Fusionsenergie einbringt. Wir brauchen drei Sachen. Wir brauchen zum Ersten wahrnehmbare Ambitionen dieser Bundesregierung. Dazu gehört in erster Linie ein klares politisches Commitment. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das sehe ich nicht von der kompletten Ampel. Zwar hat die Bundesforschungsministerin jetzt ein Memorandum entgegengenommen. Wir sehen aber kein klares Commitment beim zuständigen Wirtschaftsminister Robert Habeck, und aus der SPD-Fraktion hört man von der energiepolitischen Sprecherin Scheer genau das Gegenteil, nämlich dass man diese Art der Energiegewinnung gar nicht haben will. Wo bleibt also das klare Commitment dieser Ampelregierung zu dieser Form der Energiegewinnung? Zweitens gibt es keine klare Aussage über den Weg zur Kernfusion. Zwar betont die FDP immer wieder, dass man das machen wolle. Aber wie? Wir legen in unserem Antrag konkrete Vorschläge vor, wie man auch zur Marktreife kommen kann. Alle Vorredner haben über Forschung gesprochen. Über Forschung sind wir uns längst einig. Aber jetzt müssen wir darüber reden, wie wir zur Marktreife kommen, wie wir konkret zu Produkten kommen und wie wir es schaffen, tatsächlich Energie zu erzeugen. Auch das fehlt komplett. Es wird so sein, dass die besten Talente weltweit dorthin gehen, wo es die besten Optionen gibt, dorthin, wo es am spannendsten ist, wo die Dynamik am größten ist, dorthin, wo die Chance am größten ist, wahrnehmbare Ergebnisse zu erzielen. Das gilt nicht nur für die besten Köpfe; das gilt auch für die privaten Investitionen. Die privaten Kapitalgeber werden dort investieren, wo die Chance am größten ist, dass sie Wertschöpfung generieren. Deshalb besagt das Memorandum, das die Ministerin von der Forschung angefordert hat, ganz klar: Es braucht ein politisches Commitment für die Kernfusion in unserem Land. – Das ist das, was wir mit dem Antrag, den wir heute stellen, von Ihnen erwarten. Das vermissen wir bisher von dieser Bundesregierung. Geben Sie ein klares Commitment ab, ob und wie Sie die Kernfusion zur Marktreife bringen wollen! Was wir außerdem brauchen, ist ein klares Commitment im Hinblick auf die Finanzierung. Ich will Ihnen nur mal eine Hausnummer nennen: Die US-Regierung hat angekündigt, im nächsten Jahr mit 1 Milliarde US-Dollar in diesen Bereich reinzugehen – 1 Milliarde Dollar, das ist eine Ansage. Frau Christmann sagt, dass der DeepTech & Climate Fonds in Deutschland zur Verfügung steht. Dazu kann ich Ihnen sagen: Er steht nicht zur Verfügung; denn die Start-ups können gar kein Geld aus diesem Fonds bekommen. Deshalb stellt sich die Frage, welche Mittel die Ampel im Rahmen der Haushaltsberatungen für Kernfusion zur Verfügung stellen wird. Sie haben jetzt die Chance, groß zu denken und es groß umzusetzen, damit aus den warmen Worten, die wir heute aus vielen Fraktionen gehört haben, tatsächlich Taten werden. Das Dritte, was ich Ihnen mit auf den Weg geben will, ist: Schaffen Sie einen innovationsoffenen regulatorischen Rahmen! Das fordert auch das Memorandum, das die Ministerin gestern entgegengenommen hat. Auch hier sagt das Gutachten ganz klar – ich zitiere –: Das ist zu hundert Prozent das, was auch wir in unserem Antrag vorschlagen. Der erste Schritt wäre gewesen, dieses Memorandum auf Deutsch zu übersetzen, damit die interessierte Öffentlichkeit an diesen politischen Diskussionen teilhaben kann. Sie haben jetzt in den nächsten Monaten eine große Aufgabe vor sich. Sie müssen Gas geben, sonst schauen wir nur hinterher. Und das kann sich unser Land nicht leisten.