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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin von Storch, kommen Sie ein bisschen runter. Sie kriegen gleich noch Ihr Fett
weg.
Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD
Du lieber Gott! Ein bisschen aufgeblasen!)
Der Präsident Nigerias hat dem Oba von Benin die Benin-Bronzen übereignet. Ein Skandal? Nein, mitnichten. Im Gegenteil: Denn das – und jetzt bekommen
Sie zu hören, was Sie hören wollen – ist eine sehr heilsame Lektion der Demut für uns alle.
Lachen bei Abgeordneten der AfD
Es ist im Übrigen auch eine Demonstration, was es bedeutet, Kontrolle abzugeben. Die Länder und Gemeinschaften, die mörderischen, räuberischen
Kolonialismus erlebt haben, sind permanent in diesem Zustand. Jetzt spüren wir einmal, was es bedeutet, Kontrolle konsequent abzugeben. Das ist gut.
Im Übrigen könnte man auch sagen, dass die Entscheidung, die in Nigeria getroffen wurde, so etwas wie ein Test ist, ob wir es ernst meinen mit unserer
Aufarbeitung des Kolonialismus. Man kann feststellen: Ganz viele sind durchgefallen. Mindestens zwei Fraktionen sind krachend durchgefallen;
denn wir praktizieren hier eine Musterstunde, wie koloniales Erbe fortgeschrieben wird.
Wovon reden Sie gerade eigentlich? Sagen Sie mal!)
Interessanterweise haben Sie als AfD-Fraktion diese Aktuelle Stunde beantragt, natürlich im Kontext Ihrer üblichen Auslassungen gegen
Identitätspolitik. Aber Sie begeben sich in einen dreifachen Selbstwiderspruch. Sie kritisieren das Undemokratische des rituellen Königs und die Zustände dort.
Hier im Hause sind Sie aber bisher noch nie in irgendeiner Weise der Verteidigung der Demokratie verdächtig gewesen. Wieso klagen Sie ihn an?
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP
Dann kommen wir zum zweiten Punkt. Sie haben diverse Male erzählt, dass der Kolonialismus eigentlich harmlos war, im Grunde eine
Emanzipationsbewegung, gar nicht schlimm.
Haben wir nie gesagt! Was reden Sie denn für einen Blödsinn?)
Jetzt werfen Sie dem Oba vor, er habe mit dem Kolonialismus kollaboriert. Merken Sie den Widerspruch? Wenn der Kolonialismus so harmlos war,
Nein, er war nie harmlos! Haben wir nie gesagt! So ein Blödsinn!)
dann müssten Sie sich doch freuen, dass der Oba die Werke zurückbekommt. Sie sind erwischt. Es ist nicht nur ein logischer Widerspruch, es ist
schreiend scheinheilig und doppelmoralisch, was Sie tun.
Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Weiße Akteure des Kolonialismus werden verharmlost, aber schwarze Akteure, die Opfer waren – in bestimmten Zusammenhängen waren sie auch
Kollaborateure,
Was reden Sie überhaupt hier?)
aber in einem europäischen System –, werden verdammt. Deshalb ist die Bezeichnung eindeutig: Kolonialismus und Rassismus.
Noch ein Drittes zu Ihnen. Sie regen sich doch immer über Moralismus und Hypermoralismus auf, und plötzlich werden Sie in dieser Debatte selbst
moralisch. Sie verweisen in diversen Anfragen und Stellungnahmen auf die Sklaverei im Zusammenhang mit dem Oba von Benin. Aber wie passt das dazu, dass Sie doch
regelmäßig – übrigens mir auch – vorwerfen, man solle sich orientieren an Ihrem von Ihnen instrumentalisierten vermeintlichen Idol Helmut Schmidt? Denn dieser
Helmut Schmidt hat uns immer gelehrt, nicht belehrend-paternalistisch über andere Länder zu sprechen.
Machen wir aber nicht! Wir sprechen über Sie, nicht über andere Länder! Er dreht sich im Grabe um, wenn er Sie reden hört! So
ein Blödsinn!)
Also, Sie haben nicht einmal Ihren vermeintlichen Lehrmeister Helmut Schmidt begriffen. Dreifacher Selbstwiderspruch, ertappt!
Jetzt muss ich mich doch der Union zuwenden. Sie haben gesagt, das sei nicht Ausdruck von Demut, sondern von Dummheit und Naivität.
„Dummheit“ hat keiner gesagt!)
Sie sprechen von Restitution nicht um jeden Preis, Sie rechnen die Kosten vor usw. usf. Wenn man Restitution mit Vorgaben, Auflagen und Bedingungen
verknüpft, dann kann man es auch einfach lassen.
Nein, ohne Korruption! An das Volk und nicht an den Clan! Es geht um Korruption!)
Denn Restitution mit Vorgaben ist Fortsetzung des Kolonialismus mit anderen Mittel; ganz einfach.
Dann bemerke ich, wie auffallend Sie jetzt plötzlich von Privatbesitz sprechen und in diesem Fall von kulturellem Welterbe. Nun haben wir alle ein
Gedächtnis hier in diesem Raum. Es gab in diesem Parlament einmal eine Debatte über die Hohenzollern. Da argumentierten Sie wortmächtig, man müsse deren
Ansprüche berücksichtigen, aber ich hörte nichts von Skandal, weil die Hohenzollern ein Weltkulturerbe als Privatbesitz beanspruchen. Das sind doch doppelte
Standards, und das ist verräterisch. Sie betreiben – leider auch entgegen der Intention Ihrer damaligen Kulturstaatsministerin – koloniale Praxis. Und das nenne
ich dumm und naiv, weil Sie es nicht einmal merken. Ich sage Ihnen aber, dass Sie es tun.
Wir haben zu begreifen – deshalb ist dieser Moment wichtig –, dass wir überhaupt nicht darüber zu entscheiden haben. Das ist nämlich der Ausdruck der
Anerkennung von Souveränität, von wirklicher Souveränität.
Die sind nicht souverän! Das ist ein Clan! Das Volk ist nicht souverän! Kapieren Sie das nicht? Wovon reden Sie?)
Wir haben nicht zu richten über die traditionellen Strukturen, wir haben auch nicht über dieses Königshaus zu richten, sondern wir haben gefälligst
das, was uns nicht gehört, was wir geraubt haben, zurückzugegeben:
Beifall bei Abgeordneten der SPD
bedingungslos, eindeutig, demütig, ohne Auflagen und ohne Rechnung. Ein bisschen Dekolonialisierung gibt es nicht, und Dekolonialisierung muss sich
auch nicht rechnen. Ich finde, wir sollten uns schämen, solche Debatten zu führen; denn damit widerlegen wir den Willen, ernsthaft Dekolonialisierung zu
betreiben.
Beifall bei der SPD
Zuruf von der AfD: Wo war jetzt das Fett für Frau von Storch?)