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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute reden wir über das Erfolgsmodell Städtebauförderung. Warum ist das
relevant?
Nirgendwo sonst lassen sich die Entwicklung der Gesellschaft, die wirtschaftlichen und kulturellen Standards, aber auch die Problemzonen so
unmittelbar erfahren wie in unseren Städten. Nirgendwo sonst spiegelt sich der Umgang des Menschen mit den natürlichen Ressourcen so unmittelbar wider:
Flächenverbrauch, Energieverbrauch, Emission. Nirgendwo ist die Dynamik von Veränderung und gesellschaftlichem Wandel so spürbar.
Wenn sich also Nutzung und Bedürfnisse verändern, müssen Städte und Gemeinden sich auch mit verändern können. Mit der Städtebauförderung stellen wir
ein Instrument bereit, um diese Veränderungen zu gestalten. Schöne, bezahlbare Wohnquartiere, die Aufwertung eines Quartiersplatzes, die Sanierung eines
denkmalgeschützten Stadtteilrathauses – das sind nur einige Projekte aus meiner Heimatstadt Mannheim, die in den vergangenen zehn Jahren 34 Millionen Euro
Städtebauförderung bekommen hat. Seit ihrer Einführung durch die sozialliberale Koalition unter Willy Brandt in 1971 konnten bisher mehr als 4 000 Kommunen von
insgesamt circa 21 Milliarden Euro Städtebauförderung profitieren.
Gerade in diesen Tagen, wo doch viel und zu Recht über die Lastenverteilung und die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen geredet wird,
ist es wichtig, die Städtebauförderung als positives Beispiel einer guten Zusammenarbeit zu würdigen. Aber nichts ist so gut, als dass es nicht besser werden
kann. Der Präsident des Deutschen Städtetags nannte nicht umsonst die Städtebauförderung ein lernendes System, und so sind wir, das Parlament, uns mit den
Kommunen einig, dass die Antragstellung und die konkrete Umsetzung der Projekte in Zukunft noch weiter vereinfacht und flexibilisiert werden müssen.
Beifall bei der SPD sowie des Abg. Rainer Semet [FDP])
Hier gilt es, in Zeiten von Fachkräftemangel auf allen Verwaltungsebenen die Potenziale der Digitalisierung zu heben und im Rahmen von mehrjährigen
Verwaltungsvereinbarungen den Kommunen mehr Flexibilität zu bieten.
Kurzum: Wir möchten die Mittel für die Städtebauförderung weiter erhöhen, effizient verteilen und unbürokratischer verfügbar machen.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP
Dass die seit 2020 auf drei Eckpfeilern zusammengeführten Programmschwerpunkte der Städtebauförderung auch im Jahr 2023 nichts an Aktualität und
Relevanz eingebüßt haben, kann man exemplarisch am Schwerpunkt „Lebendige Zentren“ erkennen. Veränderte Konsumgewohnheiten durch Onlinehandel und Homeoffice
setzen die Innenstädte vehement unter Druck, sich zu verändern. Zuletzt zeigten die Galeria-Schließungen noch einmal eindrucksvoll, dass sich unsere Innenstädte
wandeln müssen, um resilienter zu werden. Zubetonierte Orte, in die man schnell mit dem Auto zum Shoppen rein- und danach wieder rausfährt und wo spätestens ab
20 Uhr tote Hose ist, sind kein attraktives Modell für die Zukunft.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Wir brauchen Innenstädte, die verschiedene Nutzungen haben, lebendige Kultur- und Gastronomielandschaften, Sport- und Bildungsangebote, Wohnraum und
nicht zuletzt begrünte und schattige Plätze. Dafür haben wir bereits im Programm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ 250 Millionen Euro für die Kommunen
bereitgestellt, die jetzt ihre Projekte umsetzen.
Wir werden auch die rechtlichen Rahmenbedingungen anpassen, um mehr Vielfalt in der Innenstadt zu ermöglichen. Durch eine Reform der TA Lärm passen
wir die Lärmgrenzwerte so an, dass gemischte Nutzungen durch beispielsweise Wohnen und Gastronomie möglich sind.
Wir werden das Baugesetzbuch und die Straßenverkehrs-Ordnung novellieren, sodass Umnutzungen einfacher werden und auch in den Innenstädten nicht mehr
alles dem Auto untergeordnet werden muss.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Der morgige Tag der Städtebauförderung steht unter dem Motto „Wir im Quartier“. Anders hat es der berühmte Stadtplaner Jan Gehl ausgedrückt, den ich
mit Erlaubnis der Präsidentin zitiere: Kulturen und Klima unterscheiden sich auf der ganzen Welt, aber Menschen sind gleich. Sie werden sich in der
Öffentlichkeit versammeln, wenn man ihnen einen guten Ort dafür schafft.
Mit der Städtebauförderung werden wir auch in Zukunft noch viel mehr solcher guten Orte in Deutschland schaffen.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Rainer Semet [FDP])
Nächster Redner ist Lars Rohwer für die CDU/CSU-Fraktion.
Beifall bei der CDU/CSU)