Nein. Physikalische Grundlagen zu ignorieren und einfach „technologieoffen“ zu sein, weil das so schön ist und es dann schon irgendwie wird: Es ist eine gefährliche Wette, die Sie da eingehen. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Union! Natürlich brauchen wir in Zukunft grünen Wasserstoff für unsere Industrie, und wir brauchen auch mehr Tempo. Das bezweifelt niemand. Es wird in Zukunft Bereiche geben, in denen wir mit Strom nicht weiterkommen: die Schwerindustrie, die Chemiebranche oder der Schiffsverkehr. Wir müssen daher priorisieren. Ich will auf einen anderen Anwendungsfall von Wasserstoff eingehen, den Sie hier auch ansprechen. Machen Sie sich in der Debatte bitte ehrlich! Dazu gehört, klar anzuerkennen, dass alle seriösen Studien uns sagen, dass Wasserstoff in der Wärmeversorgung nur eine sehr, sehr kleine Rolle spielen kann. Es wird Fälle geben, in denen das Sinn ergibt. Dort, wo die Industrie den Wasserstoff direkt vor Ort braucht oder Wasserstoff als Speichermedium genutzt wird, kann Wasserstoff auch zur Wärmeversorgung genutzt werden. Wir reden aber über einen sehr kleinen Teil der Lösung. Und wir reden definitiv nicht über H2-ready-Heizungen. Das kann für den ganz großen Teil von Deutschland auf gar keinen Fall die Lösung sein. Das wäre schon rein physikalisch – darüber haben wir hier jetzt schon viel gesprochen – absolut abwegig. Wasserstoff ist absehbar ein knappes Gut, und wir müssen priorisieren. Wenn ich 1 Kilowattstunde Strom nehme und mit einer Wärmepumpe in Wärme umsetze, dann kriege ich 2 bis 3 Kilowattstunden Wärme raus. – Sie dürfen mir an dieser Stelle gerne zuhören. Wenn ich mit der gleichen Kilowattstunde Strom den Umweg Wasserstoff nehme, dann kriege ich nur noch 0,7 Kilowattstunden Wärme hinten raus. Und egal, wie sehr ich diesen Prozess optimiere: Ich werde hinten immer weniger Wärme rauskriegen, als wenn ich die Wärmepumpe benutze, die sich durch wirklich hohe Effizienz auszeichnet. Wenn wir jetzt einfach die fossilen Gasnetze weiterbetreiben und darauf hoffen, dass irgendwann dort überall Wasserstoff durchfließen wird, werden wir in zehn Jahren dastehen, Unsummen an Geld für eine Infrastruktur verschwendet haben und dann feststellen: Ups! Der Wasserstoff reicht nicht. Irgendwie war das nicht absehbar. Die Industrie braucht den wohl. Dann verbrennen wir weiter Erdgas und verabschieden uns endgültig von sämtlichen Klimaverpflichtungen, die wir eingegangen sind. Was wir jetzt brauchen, sind klare Vorgaben im Gebäudeenergiegesetz, verbindliche Wärmepläne in allen Kommunen und die Möglichkeit für Netzbetreiber, die Finanzierung ihrer Gasnetze an die in der Zukunft sinkende Nachfrage anzupassen. Das ist notwendig. Diese Verantwortung gehen wir ein.