Moin! Frau Präsidentin! Liebe Bürgerinnen und Bürger! Liebe Kolleginnen Kollegen! Herr Grundmann, Sie kommen doch aus Stade, und Sie haben hier gerade rumerzählt, es würde keine LNG-Ports geben, die Infrastruktur für die sichere Einlagerung von CO2 würde nicht ausgebaut. Ich glaube, in Stade wird so ein LNG-Port geplant, und die sind sogar schon ziemlich weit, wenn ich mich recht erinnere. Dr. Kraft, Sie haben gerade aufgezählt, wie schlimm Wasserstoff ist: Es ist zündfähig – das ist vielleicht eine positive Eigenschaft –, es ist flüchtig, es kann brennen. Haben Sie schon mal versucht, Wasserstoff, Erdgas oder Benzin in der Hand zu halten? Das ist auch flüssig, brennt auch. Sie lamentieren hier rum, als wären Sie ein Höhlenmensch, der das erste Mal Feuer sieht und Angst vor Feuer hat. Sie sind der erste Physiker, den ich kenne, der Angst vor Feuer hat. Also, das ist jetzt wirklich ein bisschen schwierig. – Ich habe einen Eindruck dargestellt. Herr Gramling, Sie erzählen die ganze Zeit, wir hätten Zeit verloren. Sie haben aber schon mitbekommen, dass da ein kleiner, nicht ganz unerheblicher Krieg vor unseren Toren tobt, dass 50 Prozent der Gaslieferungen verloren gegangen sind bzw. wir uns Gedanken machen mussten, wie wir das wieder auf die Beine stellen? Ein Jahr Verzug nach 16 Jahren Tiefschlaf ist, glaube ich, durchaus in Ordnung. Wir geben jetzt richtig Gas; denn wir haben was vor. Wir haben die Aufgabe, die Energieversorgung der Zukunft auf die Beine zu stellen, nichts weniger, als die viertgrößte Wirtschaft der Welt auf neue Beine zu stellen. Aus sozialdemokratischer Sicht müssen wir natürlich Strom, Brennstoffe und Wärme zuverlässig, bezahlbar und sauber halten. Das ist klar. Wir wollen in eine CO2-neutrale Zukunft gehen. Vor allem blauer und grüner Wasserstoff werden wichtige Teile dieser Energieversorgung sein. Transformation und Diversifizierung unserer Versorgungsstruktur muss noch dazugeplant werden; denn mit der alten Struktur sind wir ja gerade mächtig auf die Nase gefallen. Wir wollen unabhängig werden von autoritären Staaten, wir wollen Energie erschwinglich halten, auch für Klein- und Mittelverdiener, und wir wollen es so CO2-arm machen, wie es irgend geht. Dafür müssen wir – und das ist das Wichtigste von allem – die Rahmenbedingungen für die Regulierung schaffen, wir müssen die EU-Gasbinnenmarktrichtlinie umsetzen, und wir müssen darauf achten, dass es finanzierbar bleibt und die Investitionsrisiken kleingehalten werden. Wir müssen die Brücke bauen, um den Hochlauf sicherzustellen und Rentabilität zu sichern. Diese Sicherheit für Planung und Investitionen müssen wir zügig schaffen – hier geht es um Zuverlässigkeit –, und es muss eine Wasserstoffinfrastruktur geben. Dazu kommt – und das ist nicht wenig – der Aufbau von Produktions- und Beschaffungskapazitäten. Da sind wir bereits auf einem sehr, sehr guten Weg – wir schreiten voran –; denn die Ausbauzahlen steigen und steigen. Die Nationale Wasserstoffstrategie – Kollege Rimkus hat das gerade schon erwähnt; das werde ich nicht noch mal ausführen – ist auf dem Weg. Wir haben das ja schon letztes Jahr mitgedacht, als wir uns auf den Weg Richtung mehr erneuerbare Energien gemacht haben. Wir haben das auch mitgedacht, als wir gesagt haben: Okay, wir müssen jetzt beim Erdgas für eine schnelle Reaktion sorgen. Wir haben das im LNG-Gesetz schon mitgedacht. Die LNG-Ports, die Onshoreports werden bereits Wasserstoff-ready geplant werden. Wir haben das beim Windenergie-auf-See-Gesetz mitgedacht. Wir haben nicht gesagt: „Da wird nur Strom hergestellt“, nein, wir haben da schon 3,5 Gigawatt an Elektrolyseursleistung onshore vorgesehen, wir haben eine 2-Gigawatt-Pipeline vorgesehen, und wir haben die ersten Planungen für ein Demonstrationsprojekt vor Helgoland. Denn da stehen Windparks ohne Ende – Kaskasi, Meerwind Ost und Meerwind Süd mit 300 Megawatt Produktionsleistung –, und wir hätten den Demonstrator auf der Insel. Die ist energiearm. So können wir dort endlich für eine gute Energieversorgung sorgen. Die heizen immer noch mit Öl; das kann ja wohl nicht sein. Weiterhin wollen wir die Möglichkeit zur Nutzung des überschüssigen Stroms aus Windenergieanlagen zur Wasserstoffproduktion auch an Land schaffen. Das haben wir auch schon vorgesehen, als wir das Baugesetzbuch novelliert haben. 300 Quadratmeter an den jeweiligen Windenergieanlagen können jetzt direkt verwendet werden, um Wasserstoff herzustellen. Das ist zufällig genug – Wunder, oh Wunder! –, um zwei 40-Fuß-Container hinzustellen. Das ist genau das Maß, das wir brauchen, um zu speichern und herzustellen und Systemintegration zu leben. Der Privilegierungstatbestand für Anlagen zur Herstellung von Wasserstoff ist bereits in Kraft; das ist schon da. Und die direkte Nutzung und Speicherung des nicht eingespeisten Stroms vor Ort ist bereits möglich. Wir wollen nutzen statt abregeln. Wir wollen weg von den hohen Kosten für die Abregelung. Davon kann ich als Schleswig-Holsteiner ein Lied singen: Das waren 800 Millionen Euro im vorletzten Jahr; deutschlandweit sind wir bei 2,3 Milliarden Euro. Und interessanterweise – komisch – sinken diese Kosten, seit wir die AKWs abgeschaltet haben; denn die drei AKWs haben über 6 000 Windturbinen aus dem Netz gedrückt. Der Strom ist um 20 Euro pro Megawattstunde günstiger geworden, und wir haben 10 Prozent mehr erneuerbaren Strom im Netz. Das ist der Beweis. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung der vollständigen Ausnutzung erneuerbarer Energien und der Sicherstellung der Energieversorgung. Wir wollen Netzdienlichkeit. Wir wollen dahin kommen, dass wir gute Netze haben. Die ersten Projekte sind bereits in der Umsetzung. Und wir wollen – das ist uns als SPD-Bundestagsfraktion sehr wichtig – auf Elektronen und Moleküle setzen. Eine rein strombasierte Versorgungsinfrastruktur ist nicht sinnvoll; denn wir müssen End-to-End denken. Wir müssen schauen, wie viele Investitionen es unbedingt braucht. Wenn ich mir anschaue, was es kostet, ein Stromkabel zu verlegen, und was es kostet, eine Pipeline zu nutzen, die schon da ist, wie viel an Energie da durchpasst, dann denke ich, dass es nur pragmatisch, günstig und richtig ist, dafür zu sorgen, dass wir die bestehenden Assets nutzen. Natürlich müssen wir die Wasserstoffinfrastruktur vordenken, und wir müssen die bereits bestehende Infrastruktur H2-ready machen. Das geht nicht von heute auf morgen; da haben wir noch ein bisschen was vor. Und das ist auch gut so. Denn wir wollen den Wirtschaftsstandort Deutschland ja weiterhin sichern, – – und das werden wir auch schaffen, indem wir ganz entspannt, aber mit einem guten, pragmatischen Blick nach vorne gehen. Das alles wird in diesem Jahr passieren. Sie von der CDU/CSU werden sich wundern: Es wird Sie sehr schnell einholen. Sie müssen langsam aufwachen. 16 Jahre Schlaf sind genug. Jetzt sind wir dran, und es geht los.