Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Jetzt darf ich als Letzter in dieser Debatte reden. Ich glaube, das Wichtigste war das sehr, sehr hohe Maß an Übereinstimmung zwischen den demokratischen Fraktionen in diesem Haus, was den Europarat, seine Zukunft und unsere aktuelle Zusammenarbeit anbelangt. Es ist auch gut, dass die deutsche Delegation mit 18 Mitgliedern – minus AfD – so viel und so intensiv auf der Ebene der Parlamentarischen Versammlung zusammenarbeitet. Deshalb am Anfang erst einmal ein Danke dafür, dass das in den bisherigen Jahren so gut gelungen ist. Es ist immer wichtig, aus der Geschichte zu lernen. Es gibt die Tradition, dass die Bundeskanzler – sowohl Bundeskanzler Helmut Kohl 1993 und 1997, Bundeskanzler Gerhard Schröder wie jetzt auch Bundeskanzler Olaf Scholz – auf den Gipfeln die Position vertreten, den Europarat und insgesamt das gemeinsame Europa zu stärken. Das ist das Wichtige. Deshalb hat Olaf Scholz so schnell gesagt, dass er auf diesem Gipfel sein wird. Das hat natürlich auch eine Sogwirkung mit sich gebracht, und es ist schon jetzt ein großer Erfolg für den Gipfel, dass so viele Staats- und Regierungschefs in Reykjavík versammelt sein werden. Daher ist der Gipfel schon heute zu einem Erfolg geworden, liebe Kolleginnen und Kollegen. Zugleich wissen wir: Es kommt auch in Demokratien darauf an, dass diejenigen, die die Regeln beschließen, sich bei der Umsetzung daran halten. Es kommt darauf an, dass wir Europa als Gemeinschaft in seiner Vielfalt weiterentwickeln. Deshalb hat Armin Laschet, der einer der Vizepräsidenten der Parlamentarischen Versammlung ist, zu Recht die Frage gestellt, wie die Zusammenarbeit zwischen Europarat und EU einerseits und der Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft andererseits auf eine Weise in Einklang gebracht werden können, dass sich keine Konfusion durch Addition ergibt. Ich glaube, es ist wichtig – das ist auch die Position des Bundeskanzlers und meiner Fraktion –, dass die Europäische Politische Gemeinschaft keine neue Institution mit den entsprechenden Strukturen werden darf; denn das wäre sowohl öffentlich nicht mehr vermittelbar als auch politisch nicht umsetzbar, was das Operationale anbelangt. Deshalb sollten wir diesen Vorschlag ernsthaft diskutieren und sollten ihn mit aufnehmen. Der Europarat ist nun einmal das, was wir haben, mit einer entsprechenden Struktur, aber auch mit einer parlamentarischen Grundlage. Nun ist es ja öfter so, dass die ansonsten geschätzten Kollegen der Union bei Europadebatten immer gucken, was sie Kritisches zum Kanzler sagen können. Ich empfehle, die Rede vorgestern in Straßburg noch mal genau zu lesen. In der Rede hat der Bundeskanzler die Positionen des Europäischen Parlamentes für die Weiterentwicklung der EU, für die Zukunft der Gemeinschaft, für mehr Demokratie und für die Stärke der Rechte des Europäischen Parlaments an genau fünf Stellen unterstrichen. Auch deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen der Union, hat es am Ende der Debatte Standing Ovations von der Mehrheit des Hauses in Straßburg für Olaf Scholz gegeben. Das war auch richtig so. Ich glaube, es ist jetzt für uns entscheidend, dass wir das, was wir dort machen, anders vermitteln. Wir sind dort auf einer supranationalen Ebene. „Supranational“ heißt, dass wir länder- und parteiübergreifend in Parteifamilien miteinander arbeiten, voneinander lernen und auch Fehler korrigieren. Das ist gesagt worden. Ich will das wiederholen. Es war ein Fehler, dass wir Russland in die Parlamentarische Versammlung zurückgeholt haben. Das war die Auffassung der Mehrheit der deutschen Delegation. Wir haben das auch korrigiert. Aber Selbstkritik gehört in der parlamentarischen Demokratie dazu. Ich sage das aus eigener persönlicher Betroffenheit. Ich bin auf der einen Seite Wahlbeobachter in der Ukraine bei der Orangen Revolution gewesen und auf der anderen Seite mit meiner christdemokratischen Kollegin Oomen-Ruijten für das Monitoring in Russland zuständig. Wir haben das erlebt, und wir sind hintergangen und betrogen worden. Die Zerstörung der Demokratie in Russland ist eine der Folgen des Krieges. Aber sie ist irgendwann gekommen, und wir haben manche Sachen nicht genau gesehen. Auch das muss man ganz ehrlich sagen. Zum Schluss, liebe Kolleginnen und Kollegen: Die Europäische Bewegung Deutschland mit über 250 Mitgliedern hat eine Untersuchung gemacht und festgestellt, wie unbekannt der Europarat ist. Das ist sozusagen eine Selbstverpflichtung für uns alle. Der Dreh- und Angelpunkt wird sein – das konnten wir in der letzten Woche in Straßburg schon mal in Augenschein nehmen – die Stärkung des Jugendwerkes, der Jugendarbeit; denn das ist die Zukunft. Europa wächst durch Jugend zusammen. Vielen Dank.