Natürlich ist es sinnvoll, den Meister kostenfrei über das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz, das AFBG, zu finanzieren. Gebührenfreiheit in der Bildung, dafür streitet die Linke schon lange, und deswegen wollen wir auch eine große Novellierung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes mit einer Kostenübernahme durch den Bund. Denn was nämlich nicht hilft und nur zu einer weiteren Unübersichtlichkeit beiträgt, ist, wenn es Tausend Insellösungen in den Ländern gibt. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man sich für die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung einsetzt – was ein völlig richtiges Anliegen ist –, kann man aus meiner Sicht zwei Fehler machen. Der erste Fehler sind dauernde Seitenhiebe auf die akademische Bildung. Der zweite Fehler ist, dass man die Interessen und die Lebenslagen der jungen Menschen außen vor lässt, die man für eine berufliche Ausbildung gewinnen muss. Beide Fehler macht konsequent die AfD. Ich muss auch sagen: Den Einsatz der AfD für die berufliche Bildung, den nehme ich Ihnen wirklich überhaupt nicht ab. Denn wichtiger Baustein Ihrer täglichen Hetze – machen Sie ja gerade –, ist auch die Hetze gegen die akademische Bildung, das Verächtlichmachen von Studierenden als faule und verzogene Kinder aus den Städten, das Abkanzeln von Wissenschaft als Teil einer großen Gender- und Klimaverschwörung. Ich finde, ehrlich gesagt, wer so daherredet und hetzt, der verspielt jede Glaubwürdigkeit, sich ernsthaft um die Anliegen der Berufsbildung zu kümmern und muss sich den Vorwurf gefallen lassen, einfach nur Gefallen daran zu finden, Akademikerbashing zu betreiben. Sie propagieren in Ihrem Antrag auch die falsche Annahme, dass die Akademisierung für den Fachkräftemangel verantwortlich sei. Aber nicht die Akademisierung, die im Übrigen wieder leicht rückläufig ist, ist das Problem, sondern die fehlende Integration von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss oder Mittlerem Schulabschluss. Dass die keine Chance mehr haben auf dem Ausbildungsmarkt, das ist doch das eigentliche Problem. Aber darüber reden Sie überhaupt nicht. Ich nehme Ihnen Ihren Einsatz für die Berufsbildung auch deswegen nicht ab, weil Sie sich wirklich null Komma null um die Menschen scheren, um die es bei diesem Thema eigentlich gehen sollte, um die jungen Menschen, die eine Ausbildung machen, die die Fachkräfte von morgen werden sollen und die in der beruflichen Bildung derzeit zuhauf fehlen. Sie interessieren sich nicht dafür, was diese Menschen gerade brauchen könnten und warum sie gerade nicht in der beruflichen Bildung landen. Das ist aber die entscheidende Frage. Aber mehr Meister und Meisterinnen – auch ein kleiner wichtiger Hinweis an die AfD: es gibt auch Meisterinnen –, das setzt eben auch mehr Gesellen und Gesellinnen voraus, und für mehr Gesellinnen und Gesellen braucht es mehr Azubis. Das bedeutet schlicht, es braucht mehr Unternehmen, die ausbilden. Es bilden aber nicht einmal mehr 20 Prozent der Betriebe aus, und die Zahl der jungen Menschen ohne Ausbildung ist auf über 2,6 Millionen angewachsen. Diese Zahlen muss man doch irgendwann in der Debatte bitte schön mal zusammenbringen und auch Schlüsse daraus ziehen. Es braucht eine bessere Berufsorientierung in den Schulen, eine bessere Unterstützung beim Übergang von Schule in Ausbildung, aber vor allem braucht es eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie mit einer solidarischen Umlagefinanzierung, die diejenigen Unternehmen entlastet, die ausbilden, und diejenigen in die Pflicht nimmt, die es nicht tun. Dafür steht Die Linke. Ich finde, es ist ein Drama, dass von dieser Idee in den Reihen der Bundesregierung so wenig zu hören ist. Die Probleme in der beruflichen Bildung beginnen auch nicht erst bei der Ausbildung zur Meisterin oder zum Meister. Wer den dramatischen Fachkräftemangel angehen möchten – in vielen Handwerksberufen, davon haben Sie gesprochen, aber eben auch in der Gastronomie, in vielen schulischen Ausbildungsberufen wie in der Pflege oder in den Sozial- und Erziehungsdiensten –, der oder die wird nicht darum herumkommen, über faire Löhne und gute Ausbildungsvergütungen zu reden, über bessere Arbeitsbedingungen, über mehr Mitbestimmung im Betrieb. Von all dem ist im Antrag der AfD nicht mit einem Wort die Rede, nicht mit einem Wort! Es ist nicht mal ein Schaufensterantrag, es ist eigentlich ein Nichtantrag. Wir werden ihn selbstverständlich ablehnen. Vielen Dank.